DISSIDENTIN – Der Podcast für Dresden

Zukunft des Dresdner Fernsehturms – Ein Gespräch mit Markus Joos

April 22, 2024 Wahlplattform Dissident:innen DissDD
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Zukunft des Dresdner Fernsehturms – Ein Gespräch mit Markus Joos
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Können die geplanten Veränderungen am Dresdner Fernsehturm wirklich den Erwartungen standhalten, oder steht uns ein zweites Berliner Flughafen-Fiasko bevor? Diese brennende Frage diskutiert Axel Steier eingehend mit Markus Joos, einem engagierten Politiker der Wahlplattform Dissident:innen, der seine Bedenken nicht nur wegen der Kostenexplosion von 25 auf 60 Millionen Euro teilt, sondern auch die potenziellen Verkehrsprobleme hervorhebt. Der Fernsehturm als kulturelles Erbe und zukünftiges Ausflugsziel spaltet die Stadtgesellschaft, und Markus hat zu dieser kontroversen Debatte einiges zu sagen – eine Diskussion, die jeder Dresdnerin am Herzen liegen dürfte.

Erfahren Sie außerdem, was Markus Joos beruflich macht. 

Markus Joos tritt im Wahlkreis 7 für den Stadtrat Dresden zur Wahl am 9. Juni 2024 an.

Social Media Profile von Markus Joos:

Bluesky: https://bsky.app/profile/joosy.bsky.social
Mastodon: https://dresden.network/@Joosy

Alles über die Wahlplattform, einschl. Wahlprogramm finden Sie hier: https://www.dissidentinnen-dresden.de/

Speaker 1:

Markus Joos, du bist Kandidierender für die Dissidentinnen in Dresden und kommst aus Loschwitz, und da gibt es ein ganz drängendes Thema, nämlich der Fernsehturm. Da gibt es Bestrebungen, den zum Ausflugsort zu machen. Das siehst du sehr kritisch. Warum?

Speaker 2:

Ja, absolut. Es gibt mehrere Gründe. Es gibt mehrere Gründe. Zum einen man hat ursprünglich mal in einem Stesart-Gutachten eine Bausumme von 25 Millionen berechnet. Das ist schon 15 Jahre her oder so. Das heißt, man muss davon ausgehen, dass das Geld niemals reichen wird. Im Moment gerade laufen die Planungen dafür, sogenannte Entwurfsplanung, leistungsphase 3, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. 60 Millionen, also mehr als das Doppelte. Und das ist das eine, dass da also im Prinzip eine Menge Steuergelder da drin versenkt werden und das wahrscheinlich analog zu Berliner Flughafen oder zur Elbphilharmonie in Fass ohne Boden wird. Und zum anderen ist natürlich der ist natürlich, wie du schon gesagt hast, übrigens nicht ein Löschwitz, sondern ein Wachwitz ist das, wo der dann ist, und das ist ein ganzes Stück außerhalb von Dresden. Die Leute müssen da irgendwie hinkommen, und das ist tatsächlich ein Problem. Das soll so ein Verkehrs und Mobilitätskonzept geben. Momentan ist es noch in den Gremienumlauf, und es sieht so aus, als hätte die Stadt quasi alle Bestrebungen aufgegeben, dort mit ÖPNV oder irgendwie den Fernsehturm zu erreichen. Stattdessen planen sie im Prinzip ein großes Parkhaus, und das ist es.

Speaker 1:

Das sind die Kosten. und das Parkhaus, das ist eine Sache. Was bedeutet denn so ein Ausflugsort für die Anwohnerinnen?

Speaker 2:

Naja, also, man kennt das aus DDR-Zeiten, als es dort noch geöffnet war. Das heißt, wir rechnen ja mit 250.000 bis 300.000 Besuchern, die es auch braucht, damit es überhaupt nur wirtschaftlich betrieben werden kann. Und zu DDR-Zeiten war es auch schon so, dass im Winter ist quasi kein Mensch dort hingegangen, und das heißt, es hat sich alles in die Sommermonate dort irgendwie gestaut, und da hat man halt ich sage mal Ostern, pfingsten, sonstiges schönes Sommerwochenende gehabt, und da war dort schon damals die Hölle dort los. Und genau dasselbe wird jetzt natürlich wieder passieren. Das heißt, die Stadt sagt immer, ja, wir haben ja im Durchschnitt nur 1200 Besucher pro Tag. Das klingt erstmal noch nicht so viel, wenn man es dann auch auf Autos irgendwie umrechnet.

Speaker 2:

Aber das Problem ist, die verteilen sich natürlich nicht gleich über das ganze Jahr, sondern das wird sich an ein paar wenigen Wochenenden dann wahrscheinlich alles zusammenstauen, im wahrsten Sinne des Wortes stauen. Wir wissen ja, blaues Wunder ist ein sensibler Verkehrsknotenpunkt, und ein Großteil des Autoverkehrs wird über das Blaue Wunder dann dort den Fernsehturm anfahren. Das heißt, das wird das Ganze noch ein bisschen verschärfen, die Situation Auch insgesamt. Der statische Zustand vom Blauen Wunder ist nicht so besonders doll. Das heißt auch, das wird nicht unbedingt lebensverlängert für das Blaue.

Speaker 1:

Wunder wirken, wenn da mehr Autos drüber fahren. Nun gibt es einen Stadtrat, der hat im Internet laut dafür aufgerufen, doch die Lebensleistung der Ostdeutschen anzuerkennen, und das wäre sozusagen ein Zeichen dafür. Wie siehst du das?

Speaker 2:

Naja, also ich weiß es nicht, ob man jetzt die Lebensleistung von Ostdeutschen unbedingt in Form eines Fernsehturmbesuchs das die richtige Form ist, das anzuerkennen. Ich weiß gar nicht, wer das gesagt hat im Stadtrat, aber ich finde, die sind ganz schön weit hergeholt, zumal, was die meisten Dresdner gar nicht wissen. Das Betreiberkonzept zieht natürlich was ganz anderes vor, als es zu DDR-Zeiten gab. Zu DDR-Zeiten konnte man seine Tasse Kaffee und die Eierschäcke dort oben essen, und für die Kinder gab es Pittiplatscheis.

Speaker 2:

Das ist jetzt alles gar nicht mehr vorgesehen. Es gibt keine Gastronomie mehr oben, es sei denn für sehr spezielle Events. Da hat also einer der Betreiber, der Herr Diekmann, in der Sächsischen Zeitung ein Interview gegeben, dass er das analog zum Münchner Fernsehturm machen will. Da gibt es sonst schon schöne Sachen wie Sundown-Menüs für mehrere hundert Euro, die man da ohne Wein dazu extra zu sich nehmen kann, aber so, wie das früher zu DDR-Zeiten war, das wird es so gar nicht mehr geben. Das ist gar nicht vorgesehen, und insofern finde ich es schon ein bisschen vermessen zu sagen, wir erkennen jetzt dort irgendwie die Lebensleistung der Ostdeutschen an, indem wir den Fernsehturm wieder öffnen. Da werden einige Dresdner sicherlich enttäuscht sein, wenn es so kommen sollte.

Speaker 1:

Was könnte man mit dem Geld stattdessen machen?

Speaker 2:

Da könnte man natürlich viele Sachen machen. Wie schon gesagt, die Finanzierung der Sanierung des Blauen Wunders ist bis heute völlig unklar. Also das ist fürchterlich durch die Decke gegangen, also gerade auch mit Stahlkosten und sowas. alles Da ist noch überhaupt gar nicht klar. da gibt es eine Deckungslücke von ich kann ja gar nicht sagen, wie viele 10, 20, 30, 40 Millionen dort eine Deckungslücke da ist. Also da könnte man das schon mal viel sinnvoller machen, oder was weiß ich. es gibt so viele Projekte, die in dieser Stadt notwendig wären, von Zickradwegen angefangen bis zu Schulsanierungen. Also da kann man wirklich vieles denken. Statt eben einen hauptsächlich touristischen Ausflugsort, der, wie schon gesagt, von Steuergeldern privatwirtschaftlich betrieben wird. dann auch dazu.

Speaker 1:

Aus meiner Sicht braucht man das jetzt auch nicht. mit dem Fernsehturm muss ich ganz ehrlich sagen Wie schaut es denn ansonsten in Lorschwitz und Wachwitz aus? Was brennt da?

Speaker 2:

eigentlich den Leuten unter den Fingernägeln. Naja, also ganz aktuell. Natürlich ist es die Verkehrssituation, Und das ist natürlich ein schwieriges Ding dort, wie man gerade diesen Verkehrsknoten Blaues Wunder dort lösen kann. Da gibt es sicherlich viel, aber es gibt noch ein paar andere Themen mehr. In der Tat, der Schlosspark Pillnitz, der war bis vor ein paar Jahren öffentlich zugänglich, ganz normal. Dann gab es mal irgendwie einen neuen Chef der Schlösserverwaltung, und der hat dann gesagt so mach mal zu verlangen jetzt Eintritt, Und zwar nicht nur von Touristen, sondern auch von Dresdnern. Das ärgert viele Leute, die dort auch wohnen, also auch mich. Ich war da früher oft sehr gerne, aber wenn man da wirklich jetzt einige Euro Eintritt bezahlen muss, dann ist das nicht mehr so lukrativ, Und da finde ich schon, das ist ohne Not passiert. Vorher ging es ja auch ohne Eintrittsgeld. Man kann ja von mir als die Touristenwarte Eintritt davon abnehmen, aber von den Dresdnern finde ich, die wir hier unsere Steuern bezahlen sollte das nicht der Fall sein.

Speaker 1:

Du trittst für die Dissidentinnen an. Was ist bei den Dissidenten besonders, was du bei den anderen Parteien nicht so siehst?

Speaker 2:

Naja, also das Schöne daran ist, wir sind ja eine Wahlplattform, so heißt das, so schön, und das bedeutet, da kann auch jeder ein bisschen mit seinen eigenen Ideen sich viel mehr einbringen. Es gibt eben keine Parteilinie, der man strikt folgen muss, sondern solange man sich an unsere Satzung hält, ja, die im Grunde genommen heißt, dass wir wollen keine Nazis, wir wollen ökologischen Umbau haben. Das sind schon so die zwei wichtigsten Themen, und wenn man davon jetzt nicht grundsätzlich abweicht, da kann man da sich tatsächlich sehr gut verwirklichen bei den Dissidentinnen, und das hat mich sehr angesprochen.

Speaker 1:

Ich war ganz früher mal Mitglied der SPD, und da gibt es halt auch Parteilinie, und da muss man sich dann Hierarchien einpflegen, und da hatte ich keine Lust drauf. Nö, deswegen lieber so als wahrscheinlich, dass es für dich klappen könnte, in den Stadtrat zu kommen. Dein Leben würde sich dann auch grundsätzlich verändern. Was machst du denn sonst so, wenn du nicht gerade im Stadtrat sitzen würdest?

Speaker 2:

Ja, okay, also nicht so, dass es mir sonst langweilig wäre, nee, gar nicht. Ich bin gelernter Psychologe, diplomierter Psychologe hier an der TU Dresden H habe ich mich dann später spezialisiert auf etwas, das nennt sich Ingenieurspsychologie, und da habe ich mich dann auch aus der Uni ausgegründet, habe eine Firma gemacht, interactive Minds. Die gibt es heute noch. Wir beschäftigen uns mit Hilfsmitteln für Menschen mit ganz bestimmten Behinderungen, namentlich Menschen, die nicht mehr kommunizieren können, und da machen wir im Prinzip elektronische, üblicherweise computergestützte Hilfsmittel. Stephen Hawking, der Physiker, wäre so ein Beispiel mit so einer Erkrankung ALS, wo man irgendwann mal einfach nicht mehr sich bewegen kann, nicht mehr reden kann Und so die Leute entwickeln, und wir versorgen diese Menschen auch mit solchen Hilfsmitteln, damit sie wieder reden können.

Speaker 2:

Das ist das, was ich in meinem täglichen Leben mache.

Speaker 1:

Markus, hast du noch was einzufügen?

Speaker 2:

Du nee. also ich finde, das ist eine coole Sache hier mit den Dissidentinnen, Freut mich sehr, dass ich da drauf gestoßen bin und dass ich da mitmachen kann, Und wir werden sehen, wie das dabei rauskommt. Und eine schöne.

Speaker 1:

Sache Ja. Viel Glück für die Wahl Am 9. Juni ist es soweit, da könnt ihr. In welchem Wahlkreis seid ihr?

Speaker 2:

Das ist jetzt Wahlkreis 7. Wahlkreis 7 auf Stadtratsebene, Und das ist ansonsten Loschw, ist sozusagen für den Stadtbezirksbeirat.

Speaker 1:

Da könnt ihr also Markus und die Antreten für die Dissidentin wählen. Und ja, vielen Dank, markus und viel Glück für die Wahl. Danke dir, axel.

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