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Stadt Wien Podcast
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Bürgermeister Michael Ludwig im Gespräch: „Wien ist politisch ein starkes Gegengewicht“
Bürgermeister Michael Ludwig spricht mit Christine Oberdorfer über Herausforderungen, die in den Bereichen Wohnen, Klimaschutz und Gesundheit anstehen. Wie sich Wien als Vorreiter behaupten will und welche Entwicklungen Ludwig kritisch sieht – das alles erfährst du in dieser Folge.
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-In diesen politisch turbulenten Zeiten darf ich heute Wiens Bürgermeister Michael Ludwig zum Interview begrüßen. Wir sprechen über seine Visionen für die Stadt, über die kommenden Wahlen, werfen einen Seitenblick auf die Bundespolitik und analysieren vier Jahre Regierungsarbeit in Wien. Willkommen bei uns im Studio, Herr Bürgermeister.-Schönen guten Tag, grüß Gott und danke für die Einladung.-Dankeschön. Wie starten Sie denn üblicherweise in den Tag? Wir haben jetzt am Vormittag heute endlich wieder mal ein bisschen Sonne draußen. Wie ist denn so Ihr üblicher Einstieg in einen Arbeitstag?-Naja, zuerst küsse ich meine Frau, dann stehe ich auf und zwischen Duschen und Anziehen schaue ich Frühstücksfernsehen und anschließend elektronisch die wichtigsten Tageszeitungen, damit ich, wenn ich ins Büro komme und den ersten Kaffee dort trinke, schon gut informiert bin.-Und dann geht es schon los mit Terminen wahrscheinlich, oder? Den ganzen Tag über?-Ja, richtig. Ein dichter Tag, also immer gut besetzt mit Terminen, entweder im Rathaus, aber zu einem großen Teil auch in der gesamten Stadt an verschiedenen Stellen und Orten.-Ich denke ja immer, Politiker wird man nur, wenn man eine klare Vision im Kopf hat. Wie ist denn so Ihre Vision für eine Gesellschaft, für eine Stadt?-Ja, wichtig ist, dass wir weiterhin lebenswerteste Stadt sind. Und es gibt viele internationale Rankings, die zeigen, dass wir. dass wir ganz vorne sind. Also bei der Mörser-Studie beispielsweise, aber auch bei zwei anderen sehr renommierten internationalen Vergleichen. Bei Monokel und Economist liegen wir am ersten Platz, was die Lebensqualität betrifft. Und das ist schmeichelhaft, wenn man bedenkt, dass hunderte Städte weltweit hier in den Vergleich gezogen werden und wir mit lebenswerten Rahmenbedingungen punkten. Und mein Ehrgeiz ist, dass wir auch eine neben lebenswerter Stadt auch leistbare Stadt bleiben. Denn es gibt auch attraktive Städte, wo sich Durchschnittsverdiener keinen Aufenthalt, keine Wohnung leisten können. Und das ist in Wien anders und das soll auch so bleiben. Das ist verbunden mit großen Herausforderungen. Im Wohnbereich beispielsweise, aber auch entsprechend Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Und von daher ist Wien wichtig für die Bevölkerung unserer Stadt, aber auch für die gesamte Ostregion. Und es gibt immer wieder neue Herausforderungen. Ich denke da zum Beispiel an die Digitalisierung. An die künstliche Intelligenz, aber natürlich vor allem auch an den Klimawandel. Und wir haben uns ja vorgenommen, dass wir 2040 klimaneutral sein wollen. Das ist eine große Herausforderung, ein sehr ambitioniertes Ziel und ist verbunden mit starken Veränderungsprozessen. Beispielsweise beim Bauen und Wohnen, im Verkehr, eigentlich in allen Lebensbereichen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird es auch notwendig sein. Und das gilt mitzunehmen, aber auch die privaten Haushalte. Zum Beispiel bei der Aktion Raus aus Gas.-Im Rahmen der Regierungsklausur jetzt vor kurzem haben sich die Koalitionspartner ja schwerpunktmäßig mit dem Thema Gesundheit beschäftigt. Was ist denn da in den vergangenen vier Jahren gelungen?-Ja, wir sind eine Stadt mit einem sehr gut funktionierenden Gesundheitswesen. Das gilt für Spitäler, Krankenhäuser, aber auch Pflegeeinrichtungen. Auch da betreuen wir Teile der gesamten Ostregion. Wir haben ja auch viele Menschen aus den anderen Bundesländern, die in den Wiener Spitälern betreut werden. Und sind insbesondere auch bei sehr komplizierten Operationen, Verfahren auch im internationalen Spitzenfeld. Aber das, was wir natürlich auch spüren, vor allem seit Corona, ist, dass zwei Dinge zusammenfallen. Zum einen, dass erfreulicherweise die Menschen generell älter werden. Vor allem auch im Vordergrund. fortgeschrittenen Lebensalter mehr medizinische, pflegerische Betreuung benötigen. Gleichzeitig aber auch durch die sogenannte demografische Entwicklung. Durch den Umstand, dass viele aus der Baby-Boomer-Generation jetzt in Pension gehen. Weniger geburtenstarke Jahrgänge nachkommen. Dass wir schon gefordert sind, auch entsprechend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesen Bereichen zu gewinnen. Das ist uns gelungen. Beispielsweise in der Pflege. Wir haben die Ausbildungsplätze verdoppelt. Auch durch einen Zubau bei der Fachhochschule Campus Wien. Und insbesondere auch dadurch, dass wir in der Ausbildungszeit zusätzliche finanzielle Unterstützungen angeboten haben. Mittlerweile haben wir eine sehr starke Nachfrage nach Ausbildungsplätzen im Bereich Pflege. Und ich gehe davon aus, dass sich die Situation in der Pflege in den nächsten zwei, drei Jahren deutlich verändert. Es wird deutlich, dass mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich gewinnen konnten. Die natürlich auch die bestehende Kollegenschaft entlasten wird. Und von daher ist es mir wichtig, auch als Vision, dass wir ganz stark in die Prävention investieren. Denn das ist gut, menschliches Leid zu vermeiden. Kann aber auch generell das Gesundheitswesen dadurch entlasten, dass die Menschen gar nicht oder erst später erkranken. Und von daher ist Prävention etwas ganz Wichtiges. Aber auch die Struktur des Gesundheitswesens war uns in den letzten Jahren sehr wichtig. Wir haben überlegt, was können wir tun, auch um den niedergelassenen Bereich zu unterstützen. Und haben durch die Einrichtung von Primärversorgungszentren, also wo es darum geht, mehrere Ärzte unterschiedlicher Disziplinen zusammenzubringen, das zu ergänzen, auch mit anderen Berufen aus dem Bereich Medizin, sozialtherapeutischen Einrichtungen, beispielsweise aber auch Pflege. Und von daher hat sich das sehr bewährt, diese Primärversorgungszentren als dezentrale Gesundheitsversorgung in den Bezirken zu verankern. Und auch die Spitäler haben wir durch Erstversorgungsambulanzen entlastet. Das heißt, bevor man den stationären Bereich im Spital aufsucht, gibt es die Möglichkeit, vorher von einem Arztteam begleitet zu werden. Und dann wird entschieden, in welchem Bereich des Spitals oder auch des niedergelassenen Bereichs der jeweilige Patient, Patientin übergeben wird. Und das hat vor allem den stationären Bereich in den Spitälern deutlich entlastet. Also Sie sehen, es gibt viele strukturelle Maßnahmen, die man setzen kann. Natürlich auch mit einem entsprechenden finanziellen Aufwand, aber immer mit dem Ziel, die Bevölkerung so gut wie möglich mit Spitzenmedizin zu begleiten. Und zwar auch Und zwar für alle Menschen, unabhängig von ihrem sozialen oder wirtschaftlichen Hintergrund.-Was wäre denn noch zu tun in den nächsten Jahren? Wo sind denn noch Bereiche, gerade im Gesundheitswesen, wo Sie sagen, da müssen wir noch genauer hinschauen, da müssen wir noch viel tun?-Ja, mit Sicherheit ist es, dass wir noch enger mit dem niedergelassenen Bereich kooperieren. Das gilt insbesondere für bestimmte Fachdisziplinen, die wir in manchen Teilen der Stadt nicht in dem Ausmaß haben, wie wir das wollen. Also ich sage jetzt zum Beispiel beim Bereich des Kindergesundheitswesens, aber auch im Bereich Gynäkologie gibt es durchaus Verbesserungsmöglichkeiten in einzelnen Bezirken. Da sind wir sehr bemüht, aus Stadt Wien auch mit der Ärztekammer und mit den Sozialversicherungsträgern im guten Einvernehmen zu sein. Denn generell ist es wichtig, in einer Stadt wie Wien miteinander zu arbeiten und das ist im Gesundheitswesen besonders wichtig. Denn da geht es auch um Empathie, da geht es um die Gesundheit der Menschen, da geht es um ein ganz wichtiges Gut, dass wir auch zu verteidigen haben, die Gesundheit der Menschen. Und da muss die Zusammenarbeit immer ganz stark im Vordergrund stehen.-Sie haben vorhin gesprochen von der Prävention, wie wichtig Prävention ist. Was tun Sie denn selber für Ihre Gesundheit?-Ja, wahrscheinlich zu wenig, ich sollte mehr Bewegung machen. Habe ich mir natürlich auch für das Heurigebär vorgenommen und vielleicht ein bisschen disziplinierter Essen. also weniger Naschen beispielsweise. Also von daher gibt es schon Dinge, die man verbessern kann, aber ich habe andere Dinge in einem geringeren Ausmaß, die gesundheitsschädigend sind, also ich rauche nicht, versuche auch beim Alkohol sehr mäßig vorzugehen, beim Kaffeegenuss bin ich glaube ich überbordend, also man muss immer für sich selber ein bisschen auch entscheiden, einen Kompromiss zu finden zwischen dem, von dem man eigentlich weiß, dass man es machen sollte, weil es gesund ist und das, was der Lebensablauf ermöglicht. Ich glaube, jeder von uns geht da ein bisschen einen Kompromiss ein, aber man sollte sich bemühen, auch immer daran zu denken, dass man nur eine Gesundheit hat und ich sage immer, das ist das Leben und nicht die Generalprobe. Also von daher hat man wahrscheinlich auch nur ein Leben und das sollte man mit Verantwortung auch umsetzen.-Neben dem Gesundheitswesen, was sind denn für Sie die anderen wesentlichen Erfolge der Rot-Binken-Regierungskoalition in Wien? -Ja, wir waren in den letzten Jahren vor allem gefordert, auch durch eine ganz starke Preissteigerung, eine starke Inflation. Wir haben Vorschläge gemacht, an die Bundesregierung hier einzugreifen, beispielsweise bei Mieten oder Energiepreisen Deckelungen vorzunehmen. Das ist leider nicht geschehen. Wir haben deshalb in den letzten Monaten eine stärkere Inflation gehabt als in anderen Ländern der Europäischen Union. Wir haben deshalb als Stadt Wien überlegt, was können wir tun, um einen Beitrag zu leisten, um den Wirtschaftsstandort zu stärken, aber vor allem auch die Haushalte zu entlasten und haben als erste Gebietskörperschaft auch einen Energiebonus auf den Weg gebracht, um eben die Haushalte finanziell zu unterstützen und auch eine gewisse Abfederung zu ermöglichen dieser starken Inflation. Und dort, wo wir auch Verantwortung ertragen und auch in der Lage sind, Maßnahmen zu setzen, wie zum Beispiel bei den Gemeindewohnungen, haben wir für die Jahre 2024-2025 eine Mietpreissteigerung vermieden. Das heißt, auch das war für die betroffenen Haushalte eine spürbare Entlastung des Haushaltsbudgets und gleichzeitig auch eine Maßnahme, eine doch auch nicht unwesentliche Maßnahme, um auf die Inflation eingreifen zu können. Also überall dort, wo wir als Stadt die Kompetenz gehabt haben, haben wir diese genutzt, um eben Menschen finanziell zu unterstützen beziehungsweise zu entlasten. Das war mit Sicherheit eine der großen Herausforderungen der letzten Monate oder man kann sagen Jahre. Und da haben wir gemeinsam als Stadtregierung diese Schritte gesetzt. Aber auch in den großen strategischen Themen, wie zum Beispiel im Klimaschutz haben wir mit der Entwicklung eines Klimafahrplans und eines Klimarates gezeigt, dass wir vorangehen. Wir sind auch wahrscheinlich die einzige Gebietskörperschaft in Österreich. Also weder der Bund noch die Länder haben das bis jetzt zustande gebracht, dass wir ein Klimagesetz noch beschließen werden in dieser Legislaturperiode, das sicherstellen soll, dass viele Aktivitäten, die wir schon gesetzt haben, aber auch setzen wollen, in Zukunft zusammengefasst werden in einem Klimagesetz, auch da sind wir in Österreich Vorreiter.-Man hat ja das Gefühl, dass gerade die letzten Jahre eben diese Regierungskoalition sehr geprägt waren von den unterschiedlichsten Krisen. Was haben Sie denn da persönlich für sich selber mitgenommen aus diesen doch sehr schwierigen Jahren?-Naja, wie wichtig das Miteinander und der Zusammenhalt ist in unserer Stadt. Also wir haben ja begonnen in der Zeit von Corona. Das war doch eine sehr starke Herausforderung. Eine große Herausforderung des Gesundheitswesens, aber in Wirklichkeit aller Teile der Gesellschaft. Und wenn wir immer wieder auch in der öffentlichen Diskussion wahrnehmen, welche auch trennenden Maßnahmen gesetzt worden sind oder welche negative Auswirkungen auf die Gesellschaft zu verzeichnen waren, ich habe umgekehrt auch erlebt, dass es viel Zuneigung, viel Empathie gegeben hat. Und ich erinnere mich auch daran, wie viele, vor allem auch junge Menschen, sich angeboten haben, ehrenamtlich Haushalte, ältere Menschen zu unterstützen in dieser Corona-Zeit. Und das war schon beeindruckend. Und wenn ich immer wieder auch Termine habe bei den Helfern Wiens, bei den Blaulichtorganisationen, sehe, wie viele junge Menschen sich dort auch beteiligen, ehrenamtlich beteiligen, um anderen Menschen zu helfen, ist es für mich immer ein schönes Zeichen, dass wir in unserer Stadt dieses Miteinander auch leben. Und zwar nicht nur in Theorie, sondern in Praxis. Und diese Krisen, die wir erlebt haben, waren da sicher eine gute Möglichkeit, dieses Miteinander auch zu zeigen.-Jetzt haben wir ja schon sehr bald auch wieder Wahlen. Warum haben Sie sich denn entschlossen, diese Wahlen vorzuziehen vom Herbst jetzt auf den April?-Naja, es war die Frage, ob wir knapp nach der Sommerpause oder vor dem Sommer wählen. Und noch am Abend der Nationalratswahl haben ja die ersten Politiker anderer Parteien schon angekündigt, dass ob jetzt Wahlkampf für Wien ist. Und ich wollte eigentlich der Wiener Bevölkerung einen monatelangen, wahrscheinlich auch sehr unangenehmen Wahlkampf ersparen und auch sicherstellen, dass wir noch vor dem Sommer eine Stadtregierung haben, die dann auch sehr selbstbewusst auftreten kann, auch gegenüber dem Bund, der sich ja jetzt neu organisiert. Es ist davon auszugehen, aus heutiger Sicht, dass es eine Bundesregierung gibt, die aus wird, bestehend aus FPÖ und ÖVP. Das erste Mal auch mit einem Bundeskanzler, den die FPÖ stellt und mit Herbert Kickl, einem besonders prononcierten Politiker, der sehr stark auch auf eine Spaltung der Gesellschaft setzt. Und von daher haben wir in Wien ja Erfahrungen mit Koalitionen, die aus diesen beiden Parteien bestehen. Und es waren immer Auswirkungen auf Wien, die sehr nachträglich waren. Von daher ist es wichtig, dass wir sehr schnell wieder eine Stadtregierung haben, die dann sehr selbstbewusst auch die Interessen der Wiener Bevölkerung vertreten kann.-Macht Ihnen diese eventuelle neue Bundesregierung, FPÖ, ÖVP, macht Ihnen die Sorgen?-Ja, das macht mir natürlich große Sorgen, denn die ersten Ankündigungen zeigen ja, dass es nicht nur starke finanzielle Einschnitte geben wird, und zwar vor allem für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, für Pensionisten, für in Ausbildung befindliche Jugendliche. Das macht mir große Sorgen. Aber man macht auch große Sorgen, dass es Ankündigungen gibt, die ganz starken Einfluss auf Medien macht, auch auf die Freiheit der Mediensituation, auch was den öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrifft, aber darüber hinaus auch Printmedien. Und dass es immer wieder auch Ankündigungen gibt, hier auf die Unabhängigkeit der Justiz zuzugreifen. Also, mir machen diese auch gesellschaftspolitischen Ankündigungen große Sorge. Und von daher ist es wichtig, dass es sehr bald eine Stadtregierung gibt, die deutlich macht, dass wir das so nicht akzeptieren wollen und hier auch ein starkes politisches Gegengewicht stellen.-Welche Bereiche betrifft das denn? Wenn Sie sagen, Sie wollen ein Gegenmodell zum Kurs im Bund präsentieren, welche Bereiche könnte das denn betreffen? Beziehungsweise, wo hat denn Wien als Bundesland, beziehungsweise als Stadt überhaupt, die Möglichkeit, andere Wege zu gehen?-Also, wir sind natürlich gegen diesen schrankenlosen Sozialabbau, der sich ankündigt und wo manche Teile der Gesellschaft immer applaudieren, weil sie den Eindruck haben, es trifft andere, aber nicht sie selbst, bis sie dann merken, dass sie selbst betroffen sind. Das gilt zum Beispiel bei Einschnitten der Pensionen. Ich war immer massiv dagegen, dass man jetzt schon das gesetzliche Pensionsalter wieder anhebt, weil mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung ohnehin jetzt schon in einer Pensionserhöhung, also einer Erhöhung des Pensionsalters, leben. Das sind nämlich die Frauen, die bis 2034 schrittweise eine Erhöhung des Pensionsalters haben. Und den Frauen jetzt zu erklären, dass sie gleich im Anschluss die nächste Pensionsveränderung haben, nämlich die nächste Erhöhung des gesetzlichen Pensionsalters, halte ich für unredlich. Und es ist vor allem auch notwendig, darüber nachzudenken, warum viele Menschen überhaupt nicht bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter im Berufsleben sind. Das hat ja auch seine Gründe. Das hängt damit zusammen, dass viele Menschen körperlich gar nicht in der Lage sind, das auszuüben. Also ich habe selber in meiner Studentenzeit am Bau gearbeitet. Also ich kann mir schwer vorstellen, dass ich mit den Kollegen, mit denen ich die Dauermaschinen verlegt habe, das bis 65 und darüber hinaus tun. Und von daher ist es wichtig zu analysieren, warum auch ein großer Teil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ja nicht von der Arbeitswelt in die Pension wechseln, sondern im Regelfall von der Arbeitslosigkeit in die Pension wechseln. Und da ein gesetzliches erhöhtes Pensionsantrittsalter zu beschließen, ohne darüber nachzudenken, was man tun kann, um das konkrete Pensionsantrittsalter, das jetzt bestehende Gesetzliche anzubinden, scheint mir da nicht zielführend zu sein. Also von daher werden wir uns stark dafür einsetzen, dass Pensionisten und Pensionistinnen nicht die Zeche dafür bezahlen, dass in den letzten Jahren die Bundesregierung Geld ausgeschüttet hat, ohne darüber nachzudenken, wie es eine Gegenfinanzierung gibt. Und da wird man darauf achten. Wir haben auch bei den letzten Pensionsreformen, die die schwarz-blaue Bundesregierung umgesetzt hat, alles daran gesetzt, das nicht umsetzen zu müssen, weil wir der Meinung sind, dass man jene Menschen, die in Pension gehen, die auch gearbeitet haben, die viel Zeit, Energie eingesetzt haben für das Gemeinwohl, sich Respekt verdienen und auch eine entsprechende Pension verdienen. Und von daher wird man sich meines Erachtens sehr schwer tun, hier mit Wien auf ein Ergebnis zu kommen. Wir werden da unsere Pensionistinnen und Pensionisten schützen, wo wir können.-Und wo kann Wien eigenständig seinen eigenen Weg gehen? Jetzt auch rein rechtlich ist es ja in vielen Bereichen gar nicht möglich.-Das ist richtig. Wir vollziehen viele Bundesgesetze. Das ist aufgrund der Verfassung ja auch so vorgesehen. Dem gibt es ja auch nur eingeschränkte Möglichkeiten, nicht zu entsprechen. Aber es gibt immer wieder auch Prozesse, die wir führen, auch gegen den Bund, um deutlich zu machen, dass manche Einschnitte, die die Bundesregierung vorsieht, nicht gerechtfertigt sind. Also wir schöpfen hier schon auch die Möglichkeiten am Rechtsweg aus, wo es notwendig erscheint. Sinnvoller ist natürlich, sich politisch zu einigen. Und von daher ist jede Bundesregierung gut beraten, sich mit Wien zu akkordieren. Wien ist das Wirtschaftszentrum. Das ist unseres Landes. Wir erwirtschaften pro Jahr mehr als 111 Milliarden Euro, sind Nettozahler im Finanzausgleich und sind auch starker Wirtschaftsmotor, auch in der weiteren Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Universitäten beispielsweise, aber auch sehr stark in der Weiterentwicklung des sogenannten dualen Ausbildungssystems. Also auch der Frage, wie wir die Lehre attraktiv gestalten. Wir werden jetzt beispielsweise in den nächsten Jahren die größte und ich würde sagen auch modernste Berufsschule errichten in der Seestadt Aspern für Verwaltungsberufe, aber auch für das Bau- und Baunebengewerbe. Also wir wollen zeigen, dass junge Menschen auch in unserer Stadt die besten Voraussetzungen für ihre Zukunft haben. Und von daher werden wir auch ganz stark darauf achten, dass auch das Bildungssystem weiterentwickelt wird. Da ist vieles auch in der Bundeskompetenz, aber überall dort, wo wir unmittelbare Schritte setzen können als Stadt, werden wir das auch tun.-Ein Bereich, der auf Bundesebene ja scheinbar jetzt weniger wichtig werden soll, ist der Klimaschutz. Welchen Sinn macht es denn in Wien weiterhin Klimaziele zu verfolgen, wenn das auf Bundesebene scheinbar nicht mehr die Relevanz hat?-Naja, es ist kurzsichtig, wenn auf Bundesebene das so gesehen wird, denn zum einen ist das eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Und wenn wir Verantwortung für folgende Generationen übernehmen wollen, dann ist die Frage, wie wir mit dem Klimawandel umgehen, eine der zentralen und wichtigen Aufgaben, die wir auch als politisch Verantwortliche wahrzunehmen haben. Und zum anderen ist es auch ökonomisch kurzsichtig, denn wenn es uns gelingt, nicht entsprechende klimaschutzrelevante Ziele zu erreichen, wird es Strafzahlungen geben. Und die werden Österreich dann sehr hart treffen. Und ich finde, Milliarden in Strafzahlungen zu investieren ist nicht sinnvoll, wenn man umgekehrt mit demselben Geld etwas dazu beitragen kann, die Umwelt zu schützen und folgende Generationen vor einem Klimawandel zu bewahren. Und wir sind da in Wien, wie ich meine, auch Vorreiter. Mit dem Klimagesetz, auch mit den Aktivitäten, die wir im Bereich der alternativen Energien setzen. Wir haben uns vorgenommen, dass wir jedes Jahr in der Größenordnung, von 100 Fußballfeldern, Photovoltaikanlagen errichten. Wir haben einen Schwerpunkt im Bereich der Geothermie, jetzt eine Großgeothermieanlage in der Seestadt Aspern in Umsetzung. Wir haben mit den Großwärmepumpen überhaupt ein viel beachtetes Projekt auf den Weg gebracht. Vor kurzem war erst der Wirtschaftsminister und Vizekanzler aus Deutschland, Habeck, bei uns, der auf die Frage, was ihn in Österreich am meisten beeindruckt hat, gesagt, das waren die Großwärmepumpen in Wien-Simmering, die in der Tat in der Lage sind, 50. 000 bis 60. 000 Haushalte pro Großwärmepumpe zu versorgen, mit alternativer Energie. Wir nutzen die Abwärme der Abfallentsorgung und neu auch die Wärme der Abwasserentsorgung. Und von daher nutzen wir auch die Möglichkeiten der Industrie, der Technologie, sind damit, wie ich meine, auch Türöffner der Auch in anderen Teilen der Welt. Und ich glaube, das ist ganz bedeutsam, dass wir auch die Möglichkeiten schaffen, Europa generell auch im internationalen Wettbewerb zu stärken. Und da gibt es Bereiche, wo andere Teile der Welt schon innovativer unterwegs sind. Aber es gibt auch Teile, wo Europa zeigen kann, ein gemeinsames Europa zeigen kann, wie innovativ Europa unterwegs ist. Und da leisten wir unseren Beitrag.-Andere Pläne der Bundesregierung betreffen ja auch das Thema Gleichberechtigung, das heißt die Gleichberechtigung der Geschlechter. Stichwort Herdprämie, das ist der Gleichberechtigung ja nicht zuträglich. Wie sehen Sie denn die Auswirkungen dieses Kurses?-Ja, wir waren ja die Ersten, die erkannt haben, wie wichtig es ist, im Bereich der Elementarpädagogik, also im Bereich Kindergarten, Schritte zu setzen. Wir haben vor mehr als 15 Jahren den großen Wunsch, einen kostenfreien Kindergarten eingeführt. Und ich habe 2020 dann die Möglichkeiten erweitert, durch die Einführung der kostenfreien Ganztagsschule. Begonnen haben wir mit 70 Standorten, wir haben jetzt schon mehr als 120. Und das Ziel war immer, einen wichtigen Schritt im Bereich der Integration zu leisten, Kinder auch sehr schnell, unmittelbar zu fördern, den Kindergarten auch zu sehen als ersten Schritt ins Bildungssystem und nicht als eine Kinderaufbewahrungsstätte. Und es war immer unser Ziel, auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Das ist wichtig für viele Männer, aber noch viel mehr Frauen können sich dadurch überhaupt erst entscheiden, ob sie berufstätig sein wollen und wenn ja, ob sie Teilzeit oder Vollzeit beruflich tätig sein wollen. Und ich finde, das ist ein wichtiger gesellschaftspolitischer Ansatz, dass man sagt, jeder Mensch in unserer Gesellschaft, egal ob Mann oder Frau, soll Gelegenheit haben, sich selbst entscheiden zu können, welchen Lebensweg diese Person geht. Ob sie eben ins Berufsleben einsteigen möchte oder ob sie lieber die Erziehung von zu Hause aus vornehmen möchte. Aber es soll diese Wahlfreiheit bestehen. Und die gibt es nur dann, wenn es ein gut funktionierendes System an ganztägigen Bildungsformen gibt, in der Elementarpädagogik und im Schulbereich. Und von daher halte ich nichts davon, viel Geld zu investieren, jetzt vor allem Frauen auch im Haushalt zu binden mit den negativen Auswirkungen, dass sie beispielsweise geringere Pensionen haben. Das ist oft in jungen Jahren noch nicht so erkennbar, merken wir aber dann durch die Altersarmut, die ja vor allem ein weibliches Thema ist. Und von daher muss man sich auch dieser gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, wo es möglich ist, diese Wahlfreiheit selbst vornehmen zu können.-Einer Ihrer wichtigsten politischen Schwerpunkte war ja auch immer das Wohnen. Was ist Ihnen denn dabei besonders wichtig?-Ja, ich war ja über zehn Jahre Wohnbaustadtrat in Wien und weiß deshalb, dass das Wiener Modell des Wohnbaus auch international große Anerkennung findet. Warum? Weil wir eine sehr attraktive Millionenstadt sind. Wir sind die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum. Wir sind die fünftgrößte Stadt in der Europäischen Union. Wir haben wieder deshalb, weil das war schon Ende des 19. Jahrhunderts so, mehr als zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. Wir zählen zu den lebenswertesten Städten weltweit und von daher ist es eine große Herausforderung, nicht nur entsprechend viele Wohnungen anzubieten, sondern auch leistbare Wohnungen anzubieten. Und wir haben mit 220. 000 Gemeindewohnungen und 200. 000 von der Stadt Wien geförderte Miet- und Genossenschaftswohnungen eine gute Möglichkeit, mehr als 60 % der gesamten Wiener Bevölkerung mit geförderten, damit leistbaren Wohnungen zu versorgen. Darum beneiden uns alle Städte weltweit. Das ist auch der Grund, dass wir Rollmodel sind, nicht nur in der Europäischen Union, sondern auch im Rahmen der Vereinten Nationen. Und das setzt aber voraus, dass wir weiterhin an diesem Projekt arbeiten. Also wir holen uns ja nicht auf den Lorbeeren aus, sondern wir haben ja auch Maßnahmen gesetzt, zum Beispiel durch eine Novelle der Bauordnung, dass bei allen Umwidmungen, beispielsweise von landwirtschaftlich genutzten Flächen zu Bauland, dass verpflichtend vorgesehen ist, zwei Drittel aller neu zu schaffenden Wohnungen als geförderte, damit leistbare Wohnungen umzusetzen. Und das bedeutet, dass wir auch folgenden Generationen leistbare Wohnungen anbieten können. Das, was wir in Wien gewohnt sind, ist in anderen Städten undenkbar. Also da gibt es aus dem privaten Wohnungsmarkt heraus sehr viel geringere Möglichkeiten, hier auch leistbare Wohnungen zu bekommen, was ja dazu führt, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Durchschnittsverdiener, die eine Stadt auch zwingend benötigt, gar nicht in der Stadt selber wohnen können, sondern oft lange Anfahrtswege auf sich nehmen müssen, um dann ins Stadtgebiet zu kommen. Das wollen wir vermeiden, auch für die Zukunft. Wir haben deshalb immer vorgehabt, eine sogenannte funktionale Durchmischung, also zwischen Wohnen, Arbeitsplätzen, Grün- und Freiraum, kulturellen Einrichtungen, und neben der funktionalen Durchmischung auch immer eine soziale Durchmischung. Also wir wollten nie Ghettos für Reiche und Ghettos für Arme, sondern möglichst durchmischt in allen Bezirken unterschiedliche Personengruppen. Und das ist auch für den sozialen Ausgleich, den sozialen Frieden, die soziale Gerechtigkeit auch sehr wichtig. Und das wollen wir auch als Vision beibehalten. Klingt einfacher als es ist, ist notwendigermaßen mit sehr vielen Einzelschritten auch umzusetzen, aber diese Aufgabe stellen wir uns.-Da sind wir jetzt dann eh schon wieder beim Thema Zusammenleben in der Großstadt. Da gibt es natürlich immer wieder Reibereien. Was können wir denn alle dazu beitragen, damit das Zusammenleben einfach ein bisschen runder, ein bisschen besser funktioniert? Sie haben jetzt zum Beispiel auch eine neue Alkoholverbotszone ausgerufen vor kurzem.-Wichtig ist, dass wir neben den Gesetzen, die natürlich jeder einhalten muss, auch so etwas wie eine Hausordnung haben. Dass man Rücksicht nehmen muss auf andere Personengruppen und nicht rücksichtslos eigene Bedürfnisse in den Vordergrund rücken. Es ist nicht zulässig, wenn man beispielsweise als obdachloser Alkoholiker Passanten beeinträchtigt. Also von daher wollen wir auch diese Hausordnung ganz stark im Auge haben. Ich habe gleich, wie ich Bürgermeister geworden bin, ja ein Alkoholverbot umgesetzt am Praterstern. Ein Jahr darauf dann ein Waffenverbot am Praterstern, weil es dort immer wieder auch zwischen Jugendlichen gewalttätige Auseinandersetzungen gegeben hat. Und das hat positive Auswirkungen gehabt. War auch verbunden mit der Umgestaltung des Platzes. Also wir versuchen immer dorthin zu schauen, wo es Probleme gibt, dass wir von den Rahmenbedingungen im Umfeld schaffen, dass sich die Menschen nicht nur sicher fühlen, sondern dass auch die Aufenthaltsqualität eine hohe ist. Und das nehmen wir uns jetzt wieder anhand von einigen Plätzen vor. Ich habe erst vor kurzem gemeinsam mit der Wiener Polizei, mit Sozialarbeitern, mit vielen magistratischen Dienststellen, Einrichtungen der Stadt, zum Beispiel mit dem Einsatzteam der Stadt Wien, unter der Leitung der Gruppe für Soforthilfe, mit Schwerpunktaktionen vorgestellt, die wir an manchen Plätzen durchführen.-Das sind dann Kontrollen?-Richtig, das sind verstärkte Kontrollen, starke Polizeipräsenz, aber auch das Angebot von Sozialeinrichtungen mit Personengruppen, die man auch intensiver betreuen muss. Also ich denke an Obdachlose beispielsweise, die ja sehr oft in Kombination mit anderen Problemen, Drogenkonsum, Alkoholprobleme, verbunden sind und von daher ist wichtig, dass wir im öffentlichen Raum hier Maßnahmen setzen und überall dort, wo viele Menschen unterwegs sind, konzentrieren sich solche Herausforderungen. Das ist entlang beispielsweise von U-Bahn-Stationen oder eben größeren Plätzen, wo Menschen länger aufhältig sind. Und das sind ja Plätze, wo oft pro Tag 150. 000, 200. 000 Menschen den Platz frequentieren. Also von daher ist ein so starker Nutzungsdruck auch verbunden damit, dass man immer darauf achtet, dass Sicherheit, Sauberkeit gewährleistet ist und damit auch die Aufenthaltsqualität für alle Menschen, die den Platz nutzen wollen.-Ein Thema würde ich noch gerne ganz kurz mit Ihnen besprechen und zwar die EU. Wir sind jetzt seit 30 Jahren Mitglied. Wo sehen denn Sie die Herausforderungen der Zukunft?-Ich sehe vor allem auch große Vorteile, dass wir vor 30 Jahren der Europäischen Union beigetreten sind. Das war keine Selbstverständlichkeit. Ich habe mich persönlich im Vorfeld sehr dafür eingesetzt. Österreich war ja damals auch ganz stark noch geprägt von der Randlage zwischen zwei Systemen. Und dieser eiserne Vorhang hat ja auch die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs und auch Wiens sehr gebremst. Und durch die Öffnung des eisernen Vorhanges und den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union mit dem 1. Jänner 1995 haben sich ja für uns in Wien auch völlig neue Perspektiven entwickelt. Es gibt ja wenige Regionen, auch wenige Länder insgesamt, die von der Entwicklung in der Europäischen Union so profitiert haben wie Österreich und Wien im Besonderen. Also wir haben auch die verschiedenen Erweiterungsschritte der Europäischen Union sehr genutzt, um auch die wirtschaftlichen Vorteile Wiens in den Vordergrund zu rücken. Also von daher gibt es natürlich Herausforderungen, unbestritten. Und es gibt Verbesserungsbedarf in der Europäischen Union, aber in Summe ist es ein Erfolgsprojekt. Nicht nur weil es sichergestellt hat, dass wir die längste Friedensperiode in Europa haben, auch wenn wir jetzt mit großer Sorge sehen, dass der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine den ersten bewaffneten Konflikt, den wir seit 1945 in Europa zu verzeichnen haben, wenn man von dem furchtbaren Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien absieht, aber dass das auch für die gesamte Friedens- und Sicherheitsordnung Europas eine Herausforderung darstellt. Und darauf wird man sich einstellen müssen. Österreich ist ein neutrales Land, das ist auch gut so. Finde ich deshalb als Wiener Bürgermeister auch wichtig, weil Wien Sitz von mehr als 40 internationalen Organisationen ist, an der Spitze dem einzigen Sitz der UNO in der Europäischen Union und wir ein natürlicher Standort auch für Friedenskonferenzen sein können. Und wir sind ja ein sehr attraktiver, attraktiver Tourismusstandort, insbesondere auch im Kongress- und Konferenztourismus. Also wissen alle, dass Wien ein sehr attraktiver Standort für Konferenzen ist und das wollen wir auch anbieten, wenn es darum geht, in der Welt Frieden zu schaffen. Und leisten aber trotzdem unseren Beitrag auch in der Europäischen Union. Wir waren immer völkerrechtlich neutral, aber nie in unserer Gesinnung. Wir haben uns immer als Teil jener, weltgesehen, die für eine liberale Demokratie eingetreten sind und von daher sind diese demokratischen Werte, die wir in Österreich erkämpft haben, über viele Jahrzehnte auch für die Zukunft ganz wichtig. Also wir können unseren Beitrag leisten, diesem gemeinsamen Europa. Und wenn dieses gemeinsame Europa auch immer stärker unter Druck kommt, nicht nur von Seiten Russlands durch den Krieg in der Ukraine, sondern auch durch Ankündigungen, die der neue, zugleich auch alte Präsident der USA Donald Trump sagt, nämlich eine Erhöhung der Zölle gegenüber der Europäischen Union, auch die Veränderung der Friedens- und Sicherheitsarchitektur in der Verbindung der USA mit Europa, dann kommen große Herausforderungen auf uns zu, die zu schultern sind. Und ich finde, die Lösung liegt nur in einem starken gemeinsamen Europa. Wir sind so unbedeutend in der Welt, als dass wir den Lauf der Dinge beeinflussen können. Aber das gemeinsame Europa ist so stark, dass es im internationalen Wettbewerb bestehen kann, aber auch das Demokratiemodell, das wir erkämpft haben, auch für kommende Generationen verteidigen und weiterentwickeln kann. Das wird aber nur gemeinsam gehen.-Jetzt sind wir bei den Zukunftsperspektiven. Wo sehen Sie denn Wien so in 20 Jahren? Was sind denn die Eckpfeiler, wo die Stadt hin soll?-Weiterhin auch die hohe Lebensqualität der Bevölkerung zu erhalten, aber auch zu erkennen, welche Rolle wir in einem gemeinsamen Europa spielen können. Zum Beispiel auch als wichtiger Standort von Konferenzen, Kongressen, die nicht nur der wirtschaftlichen Weiterentwicklung dienen, sondern auch der Friedenssicherung, der Friedenschaffung in der Welt. Da hätten wir, wenn man so will, seit dem Wiener Kongress 1815 immer schon eine große Rolle gespielt. Und das kann ein neutrales Österreich mit der Bundeshauptstadt Wien auch in Zukunft sicherstellen. Und wir sind ein ganz wichtiger Wirtschaftsstandort in Österreich, in Europa. Wir zählen zu jenen Regionen in der EU mit dem höchsten Anteil an Wissenschaftsausgaben. Und gerade die Verbindung von Wissenschaft, öffentlicher Verwaltung und Wirtschaft ist auch Garant dafür, dass wir mit den neuen Herausforderungen von Klimaschutz bis hin zu künstlicher Intelligenz, dass wir mit diesen Herausforderungen kompetent umgehen können. Und das setzt voraus, dass wir das Miteinander, das wir auch gewohnt sind, über Parteigrenzen hinweg zu leben, aber auch im Rahmen der Sozialpartnerschaft, dass wir dieses Miteinander auch in Zukunft leben. Das war immer Teil der Erfolgsgeschichte der Zweiten Republik. Und ich bin überzeugt, dass das auch für die Zukunft, unseres Landes, unserer Stadt ganz wesentlich sein wird.-Wird es in Wien in 20 Jahren noch so viele Autos geben wie heute? Wird das weniger? Was sind denn so ein paar so konkrete Dinge, wo Sie sagen, die Stadt wird in 20 Jahren in dem Punkt vielleicht ganz anders ausschauen?-Man hat gesehen in den letzten 20 Jahren, wie stark sich die Stadt verändert hat. Wir haben beispielsweise derzeit mehr Besitzerinnen und Besitzer, des Jahrestickets der Wiener Linien als Autobesitzer. Und von daher sieht man, dass sich da viel geändert hat, auch in der Nutzung des öffentlichen Raums, in der Nutzung der Stadt. Und von daher ist es nur wichtig, immer auch Impulse zu setzen, auch von Seiten der Stadtverwaltung, auch politische Entscheidungen zu treffen in Wien, die einen solchen Prozess begleiten kann und immer auch reagieren kann auf die Bedürfnisse der Menschen. Und ich kann mich noch gut erinnern an Zeitungsüberschriften, in den 70er, 80er Jahren, Sterbenstädte. Also das war nicht nur in Österreich, sondern generell in Europa ein Riesenthema. Und wenn man sieht, wie viele Menschen gerne jetzt in einer Stadt wie Wien leben, wie sehr sich auch die Aufenthaltsqualität verbessert hat, dann ist das verbunden mit vielen Maßnahmen, die wir in der Vergangenheit gesetzt haben und die wir jetzt weiter auch ausbauen wollen. Zum Beispiel mit der Aktion Raus aus Gas. Wir haben derzeit an die 600. 000 Haushalte, die noch mit Gas versorgt werden, zum Kochen, zum Wärmeerzeugen. Um das zu verändern, ist ein sehr ambitioniertes Programm notwendig, das wir uns vornehmen, das dazu führen kann, dass wir CO2-Emissionen reduzieren, aber auch dazu beitragen kann, dass wir uns unabhängig machen von Gaslieferungen, die aus politischen Gründen eingesetzt werden. Die Unabhängigkeit von autoritären Regimen ist etwas ganz wesentliches. Und von daher stärkt es auch das Selbstbewusstsein unserer Stadt. Und von daher bin ich überzeugt, dass wir auch in Zukunft diese Aufenthaltsqualität, diese funktionale Durchmischung, Wohnen, Arbeiten, Grünraum, auch in Zukunft erhalten, weiter ausbauen. Beispielsweise, dass wir auch die regionale Versorgung von Produkten verstärken. Das, was die wenigsten wissen, ist ja, dass 14 Prozent der gesamten Grundfläche in Wien landwirtschaftlich genutzt Und zwar nicht nur mit dem von uns sehr geschätzten Wiener Wein, also dem gemischten Satz, der ja auch eine DAC-Regelung hat, auch international nachgefragt ist, die Weinberge auch wichtige Naherholungsgebiete für die Wiener Bevölkerung sind, sondern auch beispielsweise in.-Wir sind Gurkenhauptstadt, glaube ich, oder?-Naja, wir produzieren 260 Prozent des Gurkenbedarfs. Also wir exportieren aus einer Millionenstadt Gurken in andere Bundesländer. Oder wir produzieren so viel Brotgetreide wie die drei Bundesländer, Vorarlberg, Tirol und Salzburg zusammengerechnet. Also wir haben eine sehr starke Möglichkeit, die Bevölkerung sehr unmittelbar mit regionalen, nachhaltigen Produkten zu versorgen. Und wo gibt es das schon in einer Millionenstadt, dass man so quasi mit der Straßenbahn aufs Feld fahren kann, um sich dort mit frischem Gemüse zu versorgen? Und das sind schon alles Gründe für die hohe Lebensqualität unserer Stadt, die wir auch nicht nur erhalten, sondern ausbauen wollen. Wir setzen jetzt in den nächsten Monaten 440. 000 neue Bäume. Und zwar jetzt nicht nur im Wiener Wald, sondern eigentlich auch dezentral in allen Teilen der Stadt. Und von daher sind es viele Maßnahmen, die diese hohe Lebensqualität stärken und verbessern werden. Und. -Die Stadt noch schöner machen.-Richtig. Ist aber schon eine sehr schöne Stadt. Aber alles geht noch mehr.-Geht immer. Herr Bürgermeister, vielen, vielen Dank bei uns im Studio.-Danke für die Einladung.-Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben. Sehr gerne. Dankeschön. -Danke Ihnen.