Matthias Zehnders Wochenkommentar
Matthias Zehnders Wochenkommentar
Unser rasender Stillstand: atemlos, aber wirkungslos
Diese Woche habe ich eine sehr nette Rückmeldung zu meinen Wochenkommentaren erhalten: Die Person schrieb mir, es sei für sie jeweils der journalistische Höhepunkt der Woche. Herzlichen Dank dafür. Aber dann kam eine Bemerkung, die mich ins Grübeln brachte. Die Person schrieb, dass der Text manchmal etwas atemlos klinge, als wäre er ohne Punkt und Komma geschrieben und gelesen. Das Wort «atemlos» blieb mir hängen. Atemlos. Ich habe tatsächlich Angst, zu langsam zu schreiben, zu langsam zu sprechen, zu langsam zu sein, zu wenig zu tun, zu wenig effizient zu sein. Die Folge ist Atemlosigkeit. Goethe warnte vor dem Veloziferischen, jener Beschleunigung, die ebenso teuflisch wie verführerisch ist. Sie führt zu dem, was Paul Virilio den «rasenden Stillstand» nennt. Ich glaube, wir stecken mittendrin: in einer auf Effizienz und Geschwindigkeit getrimmten Welt im rasenden Stillstand. Mein Wochenkommentar zu unserer Atemlosigkeit – meiner eigenen und die der Gesellschaft um mich herum.
Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI.
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