Applied Data Science UNBOXED

Learning by doing: Wie die Hands-on-Lerninitiative bydo Bildung und Wirtschaft näher zusammenbringt

June 12, 2024 Podcast HSLU Season 1 Episode 3
Learning by doing: Wie die Hands-on-Lerninitiative bydo Bildung und Wirtschaft näher zusammenbringt
Applied Data Science UNBOXED
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Learning by doing: Wie die Hands-on-Lerninitiative bydo Bildung und Wirtschaft näher zusammenbringt
Jun 12, 2024 Season 1 Episode 3
Podcast HSLU

Der eine träumt davon, die Schweizer Bildungslandschaft mit praxisnahen Projekten zu revolutionieren, der andere sucht auf Wirtschaftsseite nach Talenten mit praktischen Fähigkeiten. Wie gut, dass Prof. Dr. Andreas Brandenberg (Leiter des Masterstudiengangs Applied Information and Data Science) von der Hochschule Luzern und Peter Delfosse (CEO Axon Management AG) seit kurzem gemeinsame Sache machen. Das Resultat ihrer Zusammenarbeit ist vielversprechend: Wenn sich Bildung und Praxis sprichwörtlich die Hand reichen, entsteht die innovative Hands-on-Learning-Initiative bydo. 

Und genau um bydo (kurz für «learning by doing») geht es in dieser Podcast-Episode. Ziel dieser Kollaborationsplattform ist es, Bildung und Praxis enger zu verzahnen, um die realen Bedürfnisse der Arbeitswelt mit der wissenschaftlichen Expertise von Bildungseinrichtungen zu verbinden. Heisst konkret: Jungen Menschen mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen, indem man sie aus den klassischen Klassenzimmern herausholt und in Unternehmen an realen Praxisprojekten tüfteln lässt. 

Eine Win-Win-Situation für alle, da sind sich Andreas und Peter einig. Denn was kann einem Bildungspartner Besseres passieren, als wenn sich die Wirtschaft positiv in den "War for Talents" einmischt und man gemeinsam dem Fachkräftemangel den Kampf ansagt?

Für alle Bildungsenthusiast:innen und Innovationsinteressierten - diese Episode ist ein Muss!

Mehr über bydo unter: www.bydo.swiss

Der Name unseres Podcasts «Applied Data Science UNBOXED» ist Programm: In unseren Episoden öffnen wir die Tür zu einer faszinierenden Welt des Wissens und der Möglichkeiten.

Egal, ob du Data Science Enthusiast:in bist oder als Quereinsteiger:in den Einstieg in dieses aufstrebende Feld planst – wir hoffen, dass dich unsere Gespräche mit renommierten Expert:innen aus Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft zu aktuellen Themen und Trends im Bereich Data Science inspirieren und informieren.

Ein Highlight jeder Folge? Die «Zeitkapsel-Session», in der unsere Gäste persönliche Botschaften an die Menschen der Zukunft richten. Hör doch mal rein!

Du kannst nicht genug von Data Science bekommen?

  • Alle Infos zum Masterstudium findest du auf unserer Website.
  • Melde dich gern zu einem unserer kommenden kostenlosen Online-Info-Events an und erhalte alle Details rund um Zulassung, Studienaufbau und Co. aus erster Hand.
  • Verpasse keine Beiträge auf unserem Blog.
  • Folge uns gern auf LinkedIn.
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Der eine träumt davon, die Schweizer Bildungslandschaft mit praxisnahen Projekten zu revolutionieren, der andere sucht auf Wirtschaftsseite nach Talenten mit praktischen Fähigkeiten. Wie gut, dass Prof. Dr. Andreas Brandenberg (Leiter des Masterstudiengangs Applied Information and Data Science) von der Hochschule Luzern und Peter Delfosse (CEO Axon Management AG) seit kurzem gemeinsame Sache machen. Das Resultat ihrer Zusammenarbeit ist vielversprechend: Wenn sich Bildung und Praxis sprichwörtlich die Hand reichen, entsteht die innovative Hands-on-Learning-Initiative bydo. 

Und genau um bydo (kurz für «learning by doing») geht es in dieser Podcast-Episode. Ziel dieser Kollaborationsplattform ist es, Bildung und Praxis enger zu verzahnen, um die realen Bedürfnisse der Arbeitswelt mit der wissenschaftlichen Expertise von Bildungseinrichtungen zu verbinden. Heisst konkret: Jungen Menschen mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen, indem man sie aus den klassischen Klassenzimmern herausholt und in Unternehmen an realen Praxisprojekten tüfteln lässt. 

Eine Win-Win-Situation für alle, da sind sich Andreas und Peter einig. Denn was kann einem Bildungspartner Besseres passieren, als wenn sich die Wirtschaft positiv in den "War for Talents" einmischt und man gemeinsam dem Fachkräftemangel den Kampf ansagt?

Für alle Bildungsenthusiast:innen und Innovationsinteressierten - diese Episode ist ein Muss!

Mehr über bydo unter: www.bydo.swiss

Der Name unseres Podcasts «Applied Data Science UNBOXED» ist Programm: In unseren Episoden öffnen wir die Tür zu einer faszinierenden Welt des Wissens und der Möglichkeiten.

Egal, ob du Data Science Enthusiast:in bist oder als Quereinsteiger:in den Einstieg in dieses aufstrebende Feld planst – wir hoffen, dass dich unsere Gespräche mit renommierten Expert:innen aus Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft zu aktuellen Themen und Trends im Bereich Data Science inspirieren und informieren.

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Aktivierung unternehmerischer Seite

[0:00]

Wir haben ein Konzept im Kopf und jetzt auch in der Umsetzung, das auf unseren Erfahrungen in digitaler Transformation der letzten 15 Jahre basiert. Und Andreas hat es gesagt, es gibt sehr viel Technologie, es gibt sehr viel Fortschritt, aber die Menschen, die müssen auch noch mitkommen. 

Ja, ich glaube, die Ängste sind durchaus auf beiden Seiten vorhanden. Es gibt auch Unternehmen, die dann mit Studierenden gar nicht so viel anfangen können, auch gar nicht ganz genau wissen, wie man sie abholt. Das ist vielleicht auch sogar ein Aspekt von bydo und selbstverständlich auch bei den Studierenden. Es ist auf beiden Seiten im gewissen Sinne ein Erwartungsproblem. Die Studierenden wissen nicht genau, was die Leistungs- und Qualitätserwartungen der Praxis sind. Und die Praxis weiss nicht ganz genau, was sie von Studierenden eigentlich verlangen kann und darf. 

Die Hochschule Luzern präsentiert Applied Data Science Unboxed. Entdecke die Welt der Data Science mit Christina Stumpenhausen.

Learning by Doing

[1:00]

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Podcast-Folge. Das Thema heute ist learning by doing. Wie die innovative Hands-on-Lerninitiative und Kollaborationsplattform bydo die Bildung und Praxis an einen Tisch bringen will, um Wissen wertschöpfend zu gewinnen und anwendungsorientiertes Lernen zu transformieren. Ich freue mich, meine heutigen Gäste begrüssen zu dürfen, Peter Delfosse und Prof. Dr. Andreas Brandenberg. 

Hallo Christina. 

Hallo Christina. Schön, hier zu sein. 

Freut mich auch. 

Peter Delfosse ist CEO der Axon Management AG, Gründer von bydo und Experte für digitale Transformation. Prof. Dr. Andreas Brandenberg ist Gründer und Leiter des Masterstudiengangs, Applied Information and Data Science an der Hochschule Luzern. Er ist auch Data Strategist und ebenfalls Gründer von bydo. Mit den beiden Experten möchte ich heute darüber sprechen, wie man Bildung und Praxis in Zeiten des Fachkräftemangels noch enger miteinander verknüpfen kann, weshalb eine Lerninitiative wie bydo eine sinnvolle Idee dafür ist und wie sowohl die Bildung als auch die Wirtschaft langfristig davon profitieren können. Dies und vieles mehr in dieser Episode.

Neues Lernen und Erfahrungen

[2:07]

Hallo Peter und Andreas, schön, dass ihr heute hier seid. Bevor wir tiefer in unser Thema einsteigen, bei dem es um kollaborative Lernprozesse und Wissenswertschöpfung geht, wollte ich euch gern zuerst fragen, was ihr den jüngst Neues gelernt habt. Das kann eine Sprache sein, eine neue Sportart.

[2:24]

Ich habe die letzten zwei Jahre ziemlich viel Energie aufgewendet, Italienisch zu lernen. Ich wollte am Hochzeit meiner Tochter, die in Italien stattfand, wollte ich auch auf Italienisch einen Beitrag liefern. Und das hat recht gut geklappt. 

Wow, das ist echt eine schöne Geste und das war sicher sehr bewegend und lohnend. Und für dich, Peter? 

Ja, es gibt immer viel zu lernen. Also einerseits habe ich mich in den letzten Wochen sehr mit Gastronomie auseinandergesetzt, weil wir unser Schlössli neu- und umbauen und das auch ein Gastro-Teil haben wird. Und man staunt immer, was dann so die Branchen wirklich für Herausforderungen haben. Das Zweite, wo ich auch schon länger dran bin, ist so Exploration Richtung Afrika, wo wir jetzt verschiedene Länder besucht haben, um eben da auch gewisse Business-Ideen umzusetzen. Und da lernt man auch extrem viel, was sonst noch so in der Welt geht.

Die Gründung von bydo

[3:16]

Das kann ich mir gut vorstellen. Und jetzt habt ihr beide vor kurzem bydo gegründet. Was ist denn bydo einfach gesagt? Wie kann man es ganz kurz fassen? 

bydo  ist eigentlich eine Initiative, die Wirtschaft und Bildungsinstitutionen näher zusammenbringen möchte, die die Bildung vor allem in den ganz dynamischen technischen Bereichen eben als gemeinsame Aufgabe von Wirtschaft und Bildungsinstitutionen anschaut.

[3:44]

Das trifft den Kern der Sache. Aber wir werden später dann nochmal in die Tiefe gehen. Wie ist denn die Idee dazu entstanden? Oder warum hattet ihr das Bedürfnis, bydo ins Leben zu rufen? 

Das ist gar nicht mehr so einfach zu sagen. Es ist schon viel Wasser den Rhein runtergeflossen. Aber ich glaube, das erste intensivere Gespräch war drüben im Vögelis Gärtli, wo der Peter Delfosse mit der Idee gekommen ist: Lass uns doch ein Lernformat, ein Modul bauen, wo wir als Praxispartner und ihr als Studiengang zusammenarbeitet.

[4:19]

Eigentlich, wenn ich mir jetzt das überlege, ist das eigentlich gar nicht so weit weg von dem, was dann bydo geworden ist. 

Ja, wie so Ideen halt dann, ja, entstehen tun sie ja relativ schnell, aber es müssen dann die richtigen Leute zusammenkommen, die auch zusammen können. Das ist immer sehr wichtig. Und auch die richtigen Ressourcen. Meistens ist es eben sehr interessant, wenn man nicht auf der grünen Wiese startet, sondern schon gewisse Erfahrungen gemacht hat. Und ich denke, da haben wir uns sehr gut ergänzt und auch den gleichen Mindset von Anfang an gehabt. 

Auf jeden Fall ein guter Gedanke, der jetzt viele schöne Formen annimmt. Andreas, du bist Professor mit einem unternehmerischen Mindset. Das ist eine spannende Kombi, wie ich finde. So hast du etwa vor nicht allzu langer Zeit das sogenannte Project-based Learning Format in unserem Masterstudium eingeführt, welches Studierende mit Praxispartnern aus der Industrie zusammenbringt und das mit grossem Erfolg. Wie können sich denn die beiden Bereiche Wissenschaft, wo du ja Experte bist, und Wirtschaft aus deiner Sicht ganz allgemein befruchten? 

Ja, ich muss vielleicht sogar ein kleines Stück hinaus holen. Es sind eigentlich drei Instanzen. Es ist Bildung, es ist Wirtschaft, also Praxisseite und es ist Wissenschaft.

[5:35]

Und bydo, dieses Project-based Learning, betrifft ein bisschen das Verhältnis zwischen Bildung und Praxis. Und du fragst jetzt nach dem Verhältnis zwischen Wissenschaft und Praxis. Und selbstverständlich befruchten sich diese beiden Dinge sehr stark. Die Wissenschaft steht manchmal ein bisschen im Ruf, dass sie viel nutzloses Wissen produziert. Und wenn man dann genau hinguckt, dann ist vieles dieses Wissen oder dieser Wissensverständnis eben nicht nutzlos, sondern wird erst nach einer gewissen Zeit dann in der Wirtschaft, in der Praxis relevant, wie zum Beispiel künstliche Intelligenz. Die Grundlagen liegen mindestens 60 Jahre zurück. Es hat sich nicht so viel Bahnbrechendes geändert, theoretisch. Und es ist gar noch nicht so lange her, dass das jetzt wirklich auch Wirklichkeit geworden ist. Und es ist eigentlich recht kurze Zeit seither, dass das richtig zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist.

[6:33]

Wissenschaft kann schon Grundlagen erarbeiten, die dann später, vielleicht nicht sofort, aber später wertschöpfend sind. Und ganz genau gleich gibt es enorm viele Initiativen, Fragestellungen aus der Praxis, die dann wissenschaftlich bearbeitet werden. Es ist ein arbeitsteiliger Prozess und der Innovationsimpuls kann durchaus von beiden Seiten kommen. Man muss vielleicht auch sagen, dass die Arbeitsteilung nicht mehr so klassisch ist, wie das vielleicht früher mal war. Die Wissenschaft forscht, schafft neue Erkenntnisse, die Praxis setzt sie dann um. Dieses klassische Modell wird aufgeweicht, insbesondere durch die neuen Technologien. Und insbesondere auch, weil viele neue Entwicklungen heute in der Praxis starten und auch in der Praxis entstehen und dann erst später in die Forschungszentren oder in die Bildung infiltrieren, sozusagen.

[7:25]

Also wo Forschung, neue Erkenntnisse entstehen, ist heute weit weniger klar, als es früher war. 

Also der berühmte Elfenbeinturm trifft auf uns nicht zu. Wir gehen raus, wir gehen in die Praxis, wir sind angewandt. Peter, du bist ja Vollblutunternehmer. Du kennst dich wie kein anderer mit strategisch wirksamen Geschäftsmodellen aus. So befasst sich das von dir seit 2008 geführte Unternehmen Axon zum Beispiel mit komplexen Big-Data-Lösungen für weltweit operierende Unternehmen und mit digitalen Ökosystemen für diverse Branchen.

[7:55]

Euer Headquarter in Luzern, das Schlössli Schönegg, wird derzeit gross zum Schlössli Collab umgebaut. Und auf eurer Website heisst es, dass es zum House of Socio-Digital Transformation werden soll, also zum Ort der Begegnung, der Innovation und so weiter. Also eine ganz, ganz grosse Geschichte. Jetzt frage ich auch gerne dich, was kann denn die Wissenschaft aus deiner Perspektive lernen? 

Ja, es ist vielleicht weniger die Frage, was man lernen kann. Ich denke, die Wissenschaft und die Bildung, wir können froh sein, dass wir so viel auch in dieses Thema investieren können. Auch, ich sage es mal, volkswirtschaftlich ist das natürlich, haben wir eine tolle Ausgangslage in der Schweiz. Und es geht auch nicht darum, vom einen weniger und vom anderen mehr, sondern es geht vor allem darum, wie können wir das, was da an Ressourcen ist, noch besser nutzen. Das heisst, wir haben irgendwo beschränkte Ressourcen, das merken wir vor allem im Personal- oder im Human-Resources-Bereich. Und wie können wir die schneller nutzbar machen, besser nutzbar machen? Wie können wir auch schneller gewisse Erwartungshaltungen abtesten dann bei den Studierenden oder aber auch bei den Firmen und das dann auch in die Praxis umsetzen? 

Also die Firmen haben ein Bedürfnis, nämlich gute Fachkräfte an Bord zu holen, also die bestehenden Ressourcen effizient zu nutzen. Warum ist jetzt ausgerechnet das richtige Timing für bydo?

[9:19]

Vielleicht hätte man früher starten können, das ist möglich. Es gab schon lange auch in meinem Umfeld immer wieder Leute, die gesagt haben, ja, wenn wir dann die Absolventen der Hochschulen oder der Universitäten kriegen, dann sind die halt nicht auf dem Stand, wie wir das gerne hätten. Und wir kriegen auch zu wenige und zu spät und müssen die dann noch ausbilden.

[9:44]

Die Frage ist halt, will man sich noch lange beschweren oder will man versuchen, versuchen auch, diese unternehmerische Seite zu aktivieren, dass sie eben auch Zugang einfach erhalten, um solche Ressourcen zu nutzen. Und das ist eigentlich das Ziel von bydo, diese unternehmerische Seite auch zu aktivieren und zu sagen, hey, es gibt ein Angebot, wir haben gute Leute, die sind jetzt auf einem guten Stand, ihr könnt sie jetzt schon einsetzen, die würden gerne an Praxisprojekten arbeiten. Und was wir machen, ist eigentlich nur das Scharnier, dass es einfach geht, an diese Ressourcen heranzukommen und nicht, dass ich zufälligerweise vielleicht einen Dozenten kenne an einer Hochschule, der zufälligerweise auch noch ein Projekt machen würde, sondern dass das jetzt strukturierter geht und dass wir so eigentlich sehr viele Ressourcen aktivieren können, die heute noch ungenutzt sind.

Unternehmerische Seite aktivieren

[10:37]

Darum geht es vor allem auf dieser unternehmerischen Seite. 

Also diese Vermittlerrolle wird auf jeden Fall systematisiert. Wenn man jetzt nochmal schaut auf die Studierenden, als ich noch eine Studentin war, ganz jung, Anfang 20, da hat man vielleicht auch so Hemmungen, auf ein Unternehmen zuzugehen oder weiss nicht so recht, wie starte ich durch, wie finde ich einen guten Job, der wirklich zu mir passt, wie kann ich meine Kompetenzen am besten umsetzen.

[11:00]

Wie siehst du das, Andreas? Welche Erfahrungen hast du mit den Studierenden gemacht? Was hörst du von ihnen? 

Ja, ich glaube, die Ängste sind durchaus auf beiden Seiten vorhanden. Es gibt auch Unternehmen, die dann mit Studierenden gar nicht so viel anfangen können, auch gar nicht ganz genau wissen, wie man sie abholt. Das ist vielleicht auch sogar ein Aspekt von bydo und selbstverständlich auch bei den Studierenden.

Erwartungen zwischen Wissenschaft und Praxis

[11:25]

Es ist auf beiden Seiten im gewissen Sinne ein Erwartungsproblem. Die Studierenden wissen nicht genau, was die Leistungs- und Qualitätserwartungen der Praxis sind. Und die Praxis weiss nicht ganz genau, was sie von Studierenden eigentlich verlangen kann und darf. Ich möchte zum Thema bydo vielleicht noch drei Themen einbringen. Und der erste Grund ist, wenn man sich umschaut, wie die Jobs heute heissen, was das für Jobs sind, wie die Profile ausschauen, dann sind das zu einem ganz grossen Teil Berufe und Berufsprofile, die es vor drei Jahren nicht gab. Und auf der anderen Seite leisten sich die Hochschulen den Luxus, für die Neuentwicklung eines Studiengangs beispielsweise so zwei bis drei Jahre zu brauchen.

[12:08]

Also im Grunde genommen kann man es ein bisschen plakativ sagen, wenn die planen, wissen sie eigentlich noch gar nicht, mit welchem Ziel und welche Kompetenzprofile sie ausbilden sollen. Das ist schon ein erster Hinweis darauf, dass irgendwie Praxis und Bildung näher zusammenrücken muss. Das Zweite, was ganz wichtig ist für mich und gerade auch für unsere Themen, also Data Science, Maschinenlernen, Künstliche Intelligenz usw., das sind ja eigentlich Enabling Technologies. Ich meine, sie haben einen Wert an sich, die sind an sich interessant, es ist auch interessant, sich in die technischen Grundlagen zu vertiefen, aber richtig wertvoll werden sie erst in der Umsetzung. Das ist eigentlich das wirklich knappe Wissen.

[12:50]

Programmieren, Tools einsetzen, mit diesen Low-Code-Umgebungen, mit künstlicher Intelligenz, das wird eigentlich relativ einfach. Aber es bleibt immer ein kreativer Akt, wie man diese Technologien wertschöpfend oder man sagt manchmal auch monetarisierend in Unternehmen umsetzt. Und diese Erfahrung kann man nicht in einem Hörsaal oder in einem Klassenzimmer gewinnen, sondern das braucht Kontext. Das braucht eine Produktlandschaft, das braucht eine Prozesslandschaft, das braucht sehr, sehr viel eigentlich um das eigentliche technische Lernen herum. Und das kann immer weniger simuliert werden an Hochschulen. Und der dritte Punkt ist ein ganz einfacher. Viele dieser Technologien erfordern einfach Infrastrukturen, die sich die Hochschulen schon heute schwer und mittelfristig vielleicht überhaupt nicht mehr leisten können. Und auch aus dieser Perspektive ist die Zusammenarbeit mit der Praxis enorm wichtig.

[13:45]

In einer Zeit, in der wir von neuen Technologien überflutet werden, stellt sich die Frage, wie man diese smart und clever nutzen kann. Dafür braucht es eine neue Kompetenz. Die Hochschule Luzern hat darauf bereits mit dem didaktischen Ansatz Project-based Learning reagiert. Dieser stiess auf eine so grosse Nachfrage, dass daraus die Lerninitiative bydo entstanden ist. bydo steht für learning by doing. Und genau darum geht es. Studierende können in sogenannten Learning Boxes an realen Projekten aus der Wirtschaft arbeiten und so ihr Wissen in die Praxis umsetzen, aber auch Neues erlangen. Und genau dieses Wissen braucht die Wirtschaft, denn Fachkräfte sind überall gesucht. Kurzum, eine Win-Win-Situation für alle. Braucht es denn für eine innovative Ausbildung solch unkonventionelle Massnahmen bzw. Ansätze wie bydo, Andreas? 

Aus meiner Sicht unbedingt. Unbedingt. Wir haben lange über dieses Konzept nachgedacht. Es wird ja immer wieder versucht. Ich meine, es ist ja nicht so, dass bisher im Elfenbeinturm ausgebildet wurde und die Klasse völlig praxisfern ausgebildet wurde. Es werden selbstverständlich auch jetzt in der Ausbildung, sogar sehr in grossem Ausmass, Praxisprojekte gearbeitet.

[14:56]

Selbstverständlich werden auch Masterarbeiten geschrieben, in Zusammenhang mit Praxispartnern. Aber das reicht nicht aus. Ich glaube, die richtige Projektlandschaft, die richtigen Herausforderungen, die brauchen ein Format, das auch ein bisschen unabhängig vom traditionellen Lernunterricht funktioniert, wo die Studierenden in einer Werkstatt unabhängig vom akademischen Kalender sich ganz intensiv mit einer Challenge befassen können. Und was eben in unserem Konzept, glaube ich, enorm wichtig ist, diese Studierenden sind nicht alleine, das ist auch keine Juniorberatung, es ist auch nicht duale Hochschulausbildung, sondern diese Studierendenteams werden betreut durch einen Learning Coach. Und diese Learning Coaches stellen eigentlich die Beziehung her zum Bildungssystem und garantieren auch die Ausbildungsqualität, das ist für uns natürlich wichtig. Wir haben über viele unterschiedliche Konzepte nachgedacht und wir glauben, dass wir hier mit diesem Konzept ein sehr fein austariertes System gefunden haben, wo Praxisinteressen, Bildungsinteressen, Studierendeninteresse sehr ausgeglichen und ausgewogen berücksichtigt werden. Also eine Win-Win-Situation für alle. Win hoch vor, würde ich sagen. Auf jeden Fall.

Herausforderungen für Unternehmen

[16:14]

Was man hier vielleicht noch anfügen kann, ist, dass natürlich auch auf der Seite der Unternehmen nicht irgendwo eine perfekte Organisation besteht, steht, sondern da lebt man auch halt auch oft von der Hand in den Mund. Daher ist es glaube ich sehr wichtig, dass das Ganze kuratiert ist, beziehungsweise eben diese Learning Coaches da sind, weil eben auch auf der Unternehmensseite die Forderung da ist, wenn man dann solche Projekte wirklich betreuen muss. Und ich bin überzeugt, das wird auch der Schlüssel zum Erfolg sein, dass wir eben gute Qualität haben, weil wir eben diese Leistung mitbringen und weil das dann eben auch die Sicherheit gibt, dass da gute Wertschöpfung stattfindet. 

Wir sehen dann eigentlich die Future-Proof-Skills aus, die ja mit bydo angestrebt werden. Was muss man können als Arbeitskraft der Zukunft?

[17:07]

Gut, das ist natürlich immer ein bisschen branchenabhängig, also ich sage jetzt mal, kommunikativ ist es vielleicht im Gastgewerbe anders als in der IT, das sehen wir auch bei uns, aber grundsätzlich ist es so, dass halt diese Welten mehr mehr und mehr verschmelzen und dass wir vor allem interdisziplinär zusammenarbeiten müssen. Und das ist auch ein Thema bei bydo, dass man eben auch Projekte machen kann, wo aus verschiedenen Fakultäten Studierende daran teilnehmen können. Also dass man nicht sagt, ja, wir haben jetzt nur Data Scientists und Designer gibt es halt nicht bei uns, da müsst ihr ein anderes Projekt machen, sondern dass wir dann auch da diese Teams gemischt zusammenstellen können. Und ich glaube, das ist sicher ein wichtiges Thema. Und dann gehen wir halt schon in eine Welt, wo, ich sage jetzt mal, Agilität als Passwort in allen möglichen Erscheinungsformen besteht.

[18:02]

Und was vor allem auch ist, das Thema Leadership ist ein grosses Thema. Ich glaube, was schwierig ist, in einem Bildungsumfeld zu erlangen, ist Leadership, weil das halt Praxis braucht. Und da gibt es wenig Formate für junge Leute vor allem, wo sie das üben können. In solchen Projekten, wo man dann in echten Unternehmen ist, wo man sieht, wie Organisationen funktionieren, wie Hierarchien funktionieren, was eben sonst noch so bedacht werden muss, da hat man dann sehr schnell auch einen realistischen Eindruck über das, was einen erwartet oder das, was man dann eben auch anstrebt, je nachdem.

[18:38]

Stichwort Agilität, das hast du gerade gesagt. Ich denke mal, das wird auch in Zukunft sehr, sehr wichtig sein. Und das Schlössli Collab, was jetzt gebaut wird, der Spatenstich war jetzt im April. Was genau wird das für eine Stätte sein? 

Wir haben ein Konzept im Kopf und jetzt auch in der Umsetzung, das auf unseren Erfahrungen in digitaler Transformation der letzten 15 Jahre basiert. Und Andreas hat es gesagt, es gibt sehr viel Technologie, es gibt sehr viel Fortschritt, aber die Menschen, die müssen auch noch mitkommen. Und wenn wir digitale Transformation machen, dann haben wir selten das Problem, dass wir ein technologisches Problem nicht lösen könnten. Wir haben ein Thema, das sich zwischen Strukturen und Kulturen abwickelt. Und wenn wir digitale Transformation machen bei Unternehmen, dann betrifft es eben den Kern des Unternehmens, das heisst das Kerngeschäft.

[19:32]

Und dort zeigt sich dann, ob man gewillt ist, eben diesen Weg zu gehen und was es eben braucht, dass man hingeht und dass man auch bereit ist, zum Beispiel Risiken einzugehen, zum Beispiel Investitionen zu machen, zum Beispiel aber auch kulturelle Veränderungen vorzunehmen, organisatorische Veränderungen vornehmen. Also wenn wir über Agilität sprechen, dann heisst es immer auch ein Stück weit, dass Hierarchie zurückgebaut wird. Und Hierarchie zurückbauen, das ist ein schwieriger Prozess. Vor allem bei denen, die eben in der Hierarchie etwas zu sagen haben. Und solche Dinge, die kann man nicht trennen von «Wir haben tolle AI» oder «Wir haben Blockchain» oder so. Das nützt gar nichts, wenn ich es nicht ins Unternehmen bringe. Und das ist das, was wir adressieren im Schlössli Collab, dass man da eben auch eine Plattform hat, um diese sozio-digitale Transformation vorwärtszubringen. 

[20:28]

Ich bin sehr glücklich über dieses Statement von Peter. Es gibt einige ganz berühmte Studien, die so schauen, wenn man ein ganzes Projekt anschaut, irgendein Transformationsprojekt, dann werden etwa 80% der Ressourcen in technische Entwicklung, Programmierungen, technische Implementation gesteckt und etwa 20% sozusagen in das Deployment, und zwar Implementation 2, sage ich immer, also in den Köpfen der Menschen verankern, in der Kultur verankern. Und wenn man den Zeitbedarf anschaut, wie lange eigentlich diese Prozesse dauern, dann ist es eigentlich umgekehrt. Etwa 20 Prozent ist Zeit für die technologische Entwicklung, für das rein, die technologische Implementation. Es braucht wahrscheinlich etwa 80 Prozent der Zeit, um diese Technologien wirklich in einer Organisation, in den Köpfen, in den Herzen, in der Kultur einer Unternehmung zu verankern. Und da gibt es einen ganz, ganz grossen Mismatch zwischen diesen beiden Implementierungsaufgaben und dem Schlössli.

Technologische Entwicklung vs. Implementierung

[21:28]

Und das ist zwar ein bisschen mein grosses Aha-Erlebnis, das ist eigentlich eine Initiative, die genau diesem anderen Aspekt eben auch die notwendige Beachtung schenkt. 

Das hört sich alles sehr vielversprechend an? Ihr möchtet Teil von bydo werden und am innovativen Lernformat mitwirken? Alle wichtigen Infos zu Projekten und Partnern findet ihr auf www.bydo.swiss. 

Gibt es denn Unternehmen aus deiner Erfahrung, Peter, die sich dagegen sträuben?

[21:55]

Das Gute ist ja, Unternehmen können sich nicht sträuben. Es können sich nur die Menschen im Unternehmen sträuben und die sind identifizierbar. Und wenn wir über digitale Transformation sprechen, dann ist das ein Top-Down-Thema. Es gibt keine Transformation von unten. Es gibt viele gute Ideen, es gibt viele Leute, die würden das sehen. Aber wenn Verwaltungsrat und Geschäftsleitung das Thema nicht wirklich aufnehmen und auch bereit sind, da die Schritte zu gehen, dann findet sie nicht statt. Das ist das, was man vielleicht sträuben nennen könnte. Man kann es aber auch anders sehen. Es ist vielleicht auch clever, weil Transformation a) ist risikoreich und b) kostet etwas.

[22:37]

Und wenn ich natürlich kurzfristig optimiere im Unternehmen und weiss, dass ich noch 10, 15 Jahre mein Businessmodell fahren kann, dann ist es vielleicht auch clever, nicht zu transformieren. Dann presse ich die Zitrone aus. Und es gibt natürlich Branchen, wo dies absolut passiert und auch nachvollziehbar ist, dass man es so macht. Die Frage ist dann, was passiert dann in zehn oder 15 Jahren. Aber das ist dann nicht mehr das Thema der jetzigen Geschäftsleitung oder des jetzigen Verwaltungsrates. Aber da gehen wir schlussendlich hin. Also das wird jeden treffen in dem Thema Digitalisierung. 

Man kann natürlich nicht sagen, was in zehn Jahren jetzt state of the art ist. Sicherlich der Wille, sich anzupassen, zu verändern, offen sein für Neues. Andreas, wie sieht denn aus deiner Sicht der oder die Data Scientist der Zukunft aus? Was würdest du noch ergänzen? 

[23:28]

Ich bin natürlich ganz klar der Auffassung, dass Data Science extrem anwendungsorientiert sein wird und sein muss. Anwendungsorientiert heisst für mich, er muss ebenso viel technisches Wissen haben, wie eben auch Wissen aus dem Anwendungsbereich. Er muss ein bisschen dieser doppelköpfige Spezialist sein, der beides versteht. Ich glaube, Data Scientists haben eine enorm wichtige Funktion im Transformationsprozess, indem es ihnen gelingt, diese Anwendungsseite oder Business-Seite mit der technischen Seite zu verbinden. So wie das heute auch Produktmanager machen, sind sie dann einfach Manager von Datenprodukten, die Produktideen von der Anwendung in die Technik bringen und Produktlösungen von der Technik in die Anwendung und so in diesem Hin und Her bewegen, eben analog eines Produktmanagers, werden sich wahrscheinlich viele Data-Scientisten tümmeln.

[24:28]

Data Scientists werden noch viel mehr Kreativität benötigen. Wie gesagt, Programmierung, Taskreihe, das Bauen von ETL-Pipelines usw. wird in Zukunft sehr stark unterstützt werden von KI, was ich glaube, KI auch in Zukunft nicht lösen wird oder nicht bereitstellen wird. Das sind kluge, intelligente, clevere Lösungen, die am Markt funktionieren. Und es sind diese Lösungen, die wertschöpfend sind und nicht das reine technologische Wissen. Und die dritte Komponente ist, Daten, künstliche Intelligenz sind ein heikles Thema, werfen viele Fragen auf, rechtliche Fragen, aber vor allem auch ethische Fragen. Und ich glaube, Data Scientist braucht ein gutes Fundament, eine gute Positionierung, eine klare Vorstellung, was eben machbar ist oder was man machen darf, was man nicht machen soll. Einfach in dieser Hinsicht zu einer gewissen Achtsamkeit und wirklich auch der Hüter, der Überwacher gewisser Normen.

Data Science und gesellschaftliche Entwicklungen

[25:30]

Ich glaube, es sind aus meiner Sicht diese drei Dinge, die ganz wichtig sind in Zukunft. 

Und auch vielleicht auch andere Phänomene, die sich auf unser Leben auswirken.

[25:41]

Umweltgeschichten, Nachhaltigkeit, all das wird ja sicherlich auch zunehmend eine verstärkte Rolle in der Zukunft spielen, die auch unsere Arbeitsprozesse oder unsere Denkweisen mitprägen wird. 

Also ganz, ganz bestimmt wird Data Science, in alle Wissensbereiche wird das eindringen. Nachhaltigkeit sind sehr oft reine Datenphänomene. Ich meine, auch Klimaerwärmung ist nicht etwas, was ich so direkt erfahren kann. Das sind eigentlich riesige Datenkonstrukte. Das sind Millionen von Datenbanken, die zusammengefasst werden, integriert werden, die ein gemeinsames Bild geben. Und so wird es eben sehr viele Phänomene geben und Entwicklungen in der Gesellschaft, die sind nicht so recht direkt beobachtbar, aber sie existieren. Sie sind einfach in ihrer Komplexität für den Menschen vielleicht nicht unmittelbar erfassbar. Oder auch aufgrund seiner Wahrnehmung, seines Wahrnehmungsinstruments. Aber sie existieren und können eben auch schädlich sein, und überhaupt zur Lösung von vielen gesellschaftlichen Problemen, ob das irgendwie Nachhaltigkeitszielsetzungen sind, aber auch Kostenkontrolle im Gesundheitswesen.

[26:44]

Dann die ganzen Mobilitätsströme, das sind alles unglaublich komplexe Phänomene, die Spezialisten brauchen, die mit diesen komplexen Informationen umgehen können. Also ganz klar, Christina, ich bin voll bei dir. Data Scientists werden eine sehr, sehr grosse Rolle spielen zur Lösung solcher Probleme. 

Stichwort Problemlösung. Unsere Data Scientists, die wir ausbilden, die lernen bei uns in erster Linie die richtigen, relevanten Fragen an bestimmte reale Probleme zu stellen und wie man sie am besten lösen kann. Und bei bydo lassen sich unterschiedliche Synergien nutzen. Das habe ich schon erwähnt. Da sind zum Beispiel viele Partner gleichzeitig beteiligt. Die Studierenden natürlich, die Unternehmen, die akademischen Einrichtungen und die Lerncoaches. Sie profitieren alle auf ihre Weise davon. Studierende zum Beispiel erleben, wie komplex tatsächlich reale Datenprojekte sein können. Sie üben sich im eigenmotivierten Lernen und Denken. Sie arbeiten auch unter Zeitdruck, und vielleicht am wichtigsten, sie können Erfahrung in Praxisprojekten ausweisen, was auf dem Arbeitsmarkt ein grosser Vorteil ist. Wer ist denn jetzt eigentlich schon an Bord und wirkt mit?

[27:49]

Allgemein gibt es freilich grosses Interesse auf der Unternehmensseite.

Wir sind jetzt wirklich daran, hier auch ganz systematisch solche Learning Boxen zu entwickeln. Es sind noch gewisse Abklärungen zu treffen. Das findet aber diese Tage statt oder derzeit nahe statt. Aber das Interesse auf der Wirtschaftsseite ist sehr gross und das hat zwei Ursachen. Das eine ist, dass es Projektkonstellationen gibt in Unternehmen, die es sehr interessant machen, mit einem Studierendenteam zusammenzuarbeiten. Beispielsweise ein Unternehmen hat wenig Erfahrung mit der konkreten Umsetzung von AI in ihrem Unternehmen. Also was würde jetzt näher liegen, als dass man sagt, wir halten uns einen kleinen Think Tank aus Studierenden und wir geben denen einfach die Aufgabe, guckt mal, erarbeitet mal User-Szenarios, wie man zum Beispiel mit AI unsere Geschäftsprozesse optimieren könnte. Das kann eine stehende Aufgabe sein, sehr explorativ, wofür Unternehmen vielleicht keine Zeit haben, keine Ressourcen haben, vielleicht haben sie auch das Wissen nicht. Das ist sicher ein Grund, weshalb das interessant ist für Unternehmen. Und das Zweite ist, es gibt einen War for Talents in diesem Bereich. Der wird auch nicht zurückgehen, der wird sich höchstens noch akzentuieren. Der wird auch mit KI nicht zurückgehen. Und so ist es einfach auch sehr, sehr gut, wenn man sehr frühzeitig in einen interessanten Dialog mit Studierenden tritt, in solchen Projektformaten mit Talenten auch in den Dialog treten kann und wer weiss, vielleicht ergibt sich daraus dann ein Beschäftigungsverhältnis. 

[29:28]

Das sind sicher die zwei ganz, ganz wichtigen Gründe, weshalb dieses Konzept bei Unternehmen sehr, sehr gut ankommt. 

Und was ist wichtig, damit sich das Konzept eurer Meinung nach langfristig durchsetzt? Worauf kommt es da an? 

Ich denke, wichtig ist das, was wir jetzt gerade erarbeiten. Das sind gute Referenzen. Ein System, was wir parallel dazu aufbauen, dass es eben skalierbar ist. Wir wollen nicht im Einzelsprung quasi jedes Projekt neu erfinden, sondern es muss eine Plattform sein, die eben nicht zehn, nicht hundert, sondern eben tausend oder noch mehr Projekte abbilden kann. Dann macht es wirklich Sinn. Und wichtig ist natürlich auch, dass alle Seiten mitmachen. Ich denke, von der Wirtschaft her, das ist fast ein No-Brainer, wenn wir unsere Erfahrungen da anschauen, aber auch vor allem eben die Universitäten und Hochschulen, dass die möglichst breit mit dabei sind, dass auch Teams zusammengestellt werden können, die den Ansprüchen der Wirtschaft dann auch genügen.

Überwindung mentaler Hürden

[30:27]

Sozusagen, dass alle an einem Strang ziehen.

[30:29]

Wie immer, ja. 

Ich glaube auch, dass der Bildungspartner hier der anspruchsvollere Partner ist in diesem Konzept, obwohl er an sich enorm profitieren könnte, aber es ist halt schon ein bisschen so, dass die Bildung das Kerngeschäft ist und die Vorstellung, dass jetzt so ein Teil der Ausbildung halt in solchen gemischten, hybriden Formaten stattfinden soll, das ist vielleicht auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber nichtsdestotrotz, glaube ich, extrem zukunftsträchtig. Also das sind schon, ich glaube, auch vor allem mentale Hürden, die man überwinden muss. Man muss aber sagen, was kann einem Bildungspartner Besseres passieren, als wenn sich die Wirtschaft auch mit finanziellen Mitteln, mit personellen Mitteln, mit Wissen in diesen Bildungsprozess in Anführungszeichen einmischt.

[31:16]

Ich glaube, es braucht eine Bewegung von allen Seiten und ich glaube, letztlich führt kein Weg daran vorbei. Wie ich eingangs auch schon sagen durfte, dass Bildung in diesem hochdynamischen, vor allem auch technischen Bereich, das wird eine kollaborative Aufgabe sein und bydo macht nichts anderes, als die Infrastruktur dafür bereitzustellen.

Ja, wir sind auch stolz auf unser duales Bildungssystem. Und wenn man das vielleicht aus der Vogelperspektive anschaut, ist das eigentlich eine konsequente Weiterführung dieses dualen, praxisorientierten Ansatzes. Das heisst, man hat wirklich jetzt die Bildung kombiniert mit der Praxis und gerade Leute, die vielleicht eben mehr auch begabter sind, in der Praxis etwas dann konkret umzusetzen, haben schon früher die Möglichkeit, das zu beweisen und müssen nicht zwei, drei Jahre warten, bis sie dann wirklich mal etwas anwenden können, was sie in den Universitäten lernen.

[32:17]

Deshalb sprechen wir von bydo auch als Hands-on-Lerninitiative. Etwas tun, anpacken und dabei lernen. Keine Learning Box, aber etwas anderes habe ich heute dabei, nämlich unsere Zeitkapsel. Die, die unseren Podcast seit der ersten Folge hören, kennen sie bereits. Mit ihr, mit der Zeitkapsel, können wir den Menschen aus der Zukunft etwas über die Welt und unser Leben von heute erzählen. Und das tun wir auch diesmal. Peter, ich sehe schon, du bist voller Vorfreude, zu erzählen, was du mitgebracht hast.

[32:44]

Ich habe was mitgebracht, ja. Also, der Zufall will es, ich bin gestern in meinem Arbeitsleben 40 Jahre alt geworden. Also vor 40 Jahren, gestern hatte ich meinen ersten Arbeitstag. 

Herzlichen Glückwunsch. 

Heute würde man sagen, bei der Schweizerischen Post. Ich habe da mal eine Art kaufmännische Lehre gemacht und man muss sich vorstellen, was das für Zeiten waren. Und es gab noch keine Data-Scientisten, es gab überhaupt keine Daten. Also Kontoblätter der Postfinanzkunden wurden damals auf physischen Blättern geführt. Die Buchungen wurden mit der Maschine reingeschrieben. Das war die Zeit, ich bin also ein Digital Immigrant. Also ich habe mich laufend eigentlich und eben das lebenslange Lernen im digitalen Thema, das wurde mir quasi in meine berufliche Wiege gelegt. Und ich habe ein Artefakt mitgenommen. Die jüngeren Hörer werden das kaum glauben, aber es gab mal Briefkästen, die waren aus Metall und die Briefkästen, die gelben, die hatten alle emaillierte Schilder und damals gab es auch noch keine Post, sondern es gab die PTT. Ich habe hier so ein Schild dabei, könnt ihr gerne in die Zeitkapsel haben.

[33:58]

Und als vielleicht Gegensatz dazu eine Postkarte, die ich gestern gemacht habe. Früher war es so, wenn man in so einem Briefkasten eine Postkarte senden wollte, dann brauchte es eine Karte, die man kaufen musste. Es brauchte eine Briefmarke, es brauchte einen Kugelschreiber und es brauchte den Briefkasten. Und gestern habe ich so eine Karte hergestellt und zwar nur mit meinem Handy. Das Foto habe ich auf dem Handy. Also die Karte konnte ich gleich machen. Die Briefmarke konnte ich auch selber machen. Das ist eine bydo-Briefmarke und einen Kugelschreiber brauchte ich auch nicht mehr. Die konnte mir so eine Postkarte senden. Das heisst, meine Frau hat sie sich gesendet, weil meine Post heute gescannt wird. Also sie wäre jetzt gleich wieder eingescannt worden und mir dann digital zugestellt worden.

Alltagssituationen der digitalen Transformation

[34:48]

Deshalb musste ich sie physisch meiner Frau schicken lassen. Und was ich damit sagen will, digitale Transformation hat viele Gesichter und sie ist eben auch im Alltag spürbar. Und das sind so Beispiele, wo man sagen muss, ja, es hat eben nicht nur mit Technologie zu tun, sondern es, das hat dann eben mit Kultur, mit Emotionen zu tun.

[35:09]

Wenn wir über Data Science und Digitalisierung sprechen, dann am Ende des Tages, und das ist vielleicht noch interessant, viele Menschen sind eben trotzdem Fans von Postkarten. Es werden heute noch Millionen von diesen Postkarten so versendet, obwohl die Dinge ganz anders laufen. Als Sujet das bydo-Team, das wir aufgenommen haben am Schlössli-Spatenstich. Und das würde ich gerne in diese Zeitkapsel legen. 

Das war ein spannender Ausflug in die Vergangenheit. Danke, Peter.

Vision für die Zukunft

[35:42]

Und du, Andreas, was möchtest du den Menschen aus der Zukunft mit auf den Weg geben?

Mein grosser Wunsch ist natürlich, dass das Projekt, das wir heute besprochen haben, bydo, das jetzt nur am Anfang steht, aber dass es ein Anfang ist einer grossen Entwicklung, dass es zu echter Transformation führt im Bildungswesen und der kulturelle Wandel muss nicht nur im Unternehmen stattfinden, sondern er muss in unserem ganzen System stattfinden. Und ich hoffe einfach ganz fest, dass wir als Bildungspartner, als Praxispartner zu einer Art von Zusammenarbeit finden, die eben jungen Leuten wirklich auch Opportunitäten eröffnet auf dem Arbeitsmarkt, die junge Leute fit macht für die Challenges der Zukunft. Ja, das ist im Grunde genommen das, was ich mir wünsche. Und das würde ich jetzt auf dieses Kärtchen schreiben, Christina, und in unsere Zeitkapsel legen. Und wenn dann diese Zeitkapsel in 100 Jahren ausgegraben wird, dann hoffe ich ganz schwer, dass bydo immer noch ein Begriff ist. 

Auf jeden Fall. Das ist ein schöner Wunsch, der hoffentlich in Erfüllung geht.

[36:49]

Liebe Data Science Begeisterte, wir hoffen, dass euch diese Episode gefallen hat. Vielleicht haben wir mit dieser Folge euer Interesse an unserem Masterstudiengang geweckt. Alle Infos dazu findet ihr unter www.hslu.ch/master-ids. In der nächsten Episode sprechen wir darüber, welchen Einfluss KI-Tools wie zum Beispiel ChatGPT und Generative AI im Allgemeinen auf die Hochschullehre bereits jetzt haben und in Zukunft haben könnten. Ihr dürft euch freuen. Abonnieren lohnt sich. Mein Name ist Christina Stumpenhausen. Schön, dass ihr dabei wart bei Applied Data Science Unboxed, ein Podcast der Hochschule Luzern. Bis zum nächsten Mal.

 

Intro
Vorstellung der Gäste
Was haben Peter und Andreas jüngst Neues gelernt?
Was ist bydo?
Wie ist die Idee zu bydo entstanden?
Wie können sich Wissenschaft und Wirtschaft befruchten (Andreas' Sicht)?
Was kann die Wissenschaft von der Wirtschaft lernen (Peters Sicht)?
Warum ist das Timing für bydo jetzt genau richtig?
Studentische und unternehmerische Erwartungshaltungen
Aus project-based learning wird bydo
Braucht es solch unkonventionelle Massnahmen wie bydo?
Über future-proof skills - Was eine Arbeitskraft der Zukunft können sollte
Über das Schlössli Collab - ein Ort der Innovation und Kreation
So könnt ihr an bydo mitwirken
Widerstand gegen digitale Transformation?
Wie sehen die Data Scientists der Zukunft aus?
Wer ist bereits an Bord und wirkt mit?
Wie kann sich das Konzept langfristig durchsetzen?
Zeitkapsel-Session
Outro und Ausblick