"Woher kommst du wirklich?"

Episode 11: Aufwachsen zwischen Rassismus, Klassismus und Sexismus // mit Vlore Krug geb. Kryeziu

Erdal Uğur Ahlatçı Episode 11

Vlore kommt im ehemaligen Jugoslawien, in der autonomen Provinz Kosovo, als Kind einer albanischen Familie zur Welt und migriert als Zweijährige zu ihrem Vater nach Deutschland. Ein Teil der Familie bleibt zurück. Dann brechen Nationalismus, Kriege auf dem Balkan, Massaker, Flucht und Vertreibung aus, und der multiethnische Staat Jugoslawien zerfällt in einzelne monoethnische Nationalstaaten. Eine Identität als "Jugo" existiert nicht mehr, stattdessen entstehen viele ethnische Identitäten.

In dieser Episode spreche ich mit Vlore über ihr Aufwachsen und Leben als Kosovo-Albanerin in Deutschland. Wie haben ihre frühkindlichen Erfahrungen der Migration ihre Identität geprägt? Ab welchem Alter nimmt man Flucht und Migration der Familie wahr? Wie prägend sind die Trennungsschmerzen in den ersten zwei Jahren von den Eltern, wenn der Vater im Ausland arbeitet, um die Familie zu ernähren, und die Mutter den ganzen Tag auf dem Feld arbeiten muss?

Wenn die Hautfarbe weiß ist und man durch Heirat einen deutschen Nachnamen erhält, ist man dann schneller Teil der Mehrheitsgesellschaft und hat eine deutsche Identität? Oder prägt die Migrationserfahrung einen Menschen so stark, dass man sich immer sehr stark mit der geographischen Herkunftskultur der Familie identifiziert?

Wir reden auch über Rassismus und Vorurteile gegenüber albanischen Menschen, über die Schwierigkeiten als Gastarbeiterfamilie, eine Wohnung zu finden, und das Leben in einer 30 qm großen Wohnung in einem Haus für Gastarbeiter zu fünft in ärmlichen Verhältnissen.

Sie beschreibt die Schwierigkeiten in der Grundschule wegen der fehlenden Förderung in den ersten Jahren, das Aufwachsen als Mädchen in Armut, weil der Vater wenig verdiente und auch noch seine Geschwister und deren Familien im Kosovo unterstützen musste.

Entwickelt sich durch das Aufwachsen zwischen Rassismus, Klassismus und Sexismus ein „migrantischer Selbsthass“? Wie prägen diese Erfahrungen einen Menschen nachhaltig? Wie fühlt es sich an, sich wegen der Armut zu schämen, sich nicht zu trauen, deutsche Kinder nach Hause einzuladen, weil die Wohnung so klein ist und kein eigenes Zimmer vorhanden ist?

Wir tauschen uns über die Überforderung als Kind von migrantischen Eltern aus, die Eltern aufgrund der fehlenden Deutschkenntnisse bei Behördengängen zu begleiten und die bürokratischen Briefe zu übersetzen.

Was bedeutet es für die Zugehörigkeit und das Sicherheitsgefühl, wenn man in einem Land nur „geduldet“ ist und kein sicheres Bleiberecht hat, weil man plötzlich staatenlos ist, nachdem der Herkunftsstaat zusammengebrochen ist?

Natürlich haben wir noch über viele Themen rund um Herkunft, Rassismus und Identität gesprochen.

Informationen über Vlore:
Seit fast zwanzig Jahren gestaltet sie in diversen Rollen den digitalen Wandel in Unternehmen wie VAUDE, Weltbild, BILD und Axel Springer. Vlore Krugs Mission ist es, eine inklusive Kultur der Anpassungsfähigkeit zu schaffen, in der Teams zu agilem Denken und Handeln inspiriert werden. Aktuell leitet sie die Organisationsentwicklung bei mobile.de.

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/vlore/

Informationen zum Buch, das sie erwähnt: 

Nie mehr leise: Die neue migrantische Mittelschicht

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Podcast LinkedIn Profil:
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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald

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