"Woher kommst du wirklich?"
Wie oft hast du die Frage "Woher kommst du wirklich?" schon gehört oder selbst gestellt? Die Frage wird oft leichtfertig gestellt, als wäre sie ein einfacher Eisbrecher. In einer Gesellschaft, in der selbst unter besten Freunden nicht nach dem Gehalt gefragt wird, scheint es erstaunlich, dass die Frage nach der "Herkunft" als so banal angesehen wird.
Sie ist weit mehr als eine neugierige oder beiläufige Frage. Sie öffnet eine Tür zu einem Labyrinth aus emotionalen Erfahrungen, impliziten Annahmen und tief verankerten Stereotypen. Dahinter können sich komplexe und intime Lebensgeschichten verbergen, die ebenso Traumas, Schmerzen, Ängste und Sorgen enthalten können.
Im Podcast "Woher kommst du wirklich" werden genau die Menschen zu Wort kommen, denen diese Frage regelmäßig gestellt wird – sei es wegen ihres Aussehens oder ihres "anders" klingenden Namens.
Doch entgegen dem, was der Titel vermuten lässt, geht es in diesem Podcast nicht um die Herkunft meiner Gäste.
Stattdessen sprechen wir über das, was wirklich zählt: die einzigartigen, komplexen und emotionalen Geschichten der Menschen.
Ich folge in meinem Podcast keinem Skript, und es gibt keine vordefinierten Fragen. Mein Gast und ich öffnen unsere Herzen und Emotionen und gehen auf eine Entdeckungsreise durch unsere Vergangenheit und Erfahrungen.
"Woher kommst du wirklich?"
Episode 17: Identitätskrise junger Menschen: Die Auswirkungen von Rassismuserfahrungen und der Frage nach der "wirklichen" Herkunft // mit Jennifer Tevi
„Wir werden nicht gesehen. Wir werden nicht ernst genommen. Unser Schmerz wird nicht ernst genommen. Wir müssen uns selbst darum kümmern. Wir müssen laut genug werden, um gesehen zu werden.“
So sagt Jennifer in der neuesten Episode, als sie erzählt, wie sie mit 21 Jahren nach dem schrecklichen Mord an George Floyd durch einen Polizisten in den USA die Black Lives Matter-Demo in München 2020 mitorganisierte. Es war nicht nur der Tod von George Floyd, sondern auch ihre eigenen Rassismuserfahrungen in München, die dazu geführt haben, dass sie sehr früh politisiert wurde. Im Podcast sprechen wir darüber, wie stolz ihre Eltern waren, dass sie 25.000 Menschen mobilisieren und dort eine Rede halten konnte, und wie rührend dieser Stolz für sie war.
„Ohne diese Frage hätte ich diese Identitätskrise als Kind nicht durchlebt. Dann wäre es auch nicht dazu gekommen, dass ich mich so intensiv mit Benin auseinandersetzen musste, dass ich so einen Stolz aufbauen konnte.“ Das sagt sie in Bezug auf die Frage nach der „wirklichen“ Herkunft, die ihr und anderen jungen Menschen gestellt wird, die in Deutschland geboren sind und sich als Teil der deutschen Gesellschaft sehen. Diese Frage verändert jedoch oft ihr Selbstverständnis im Laufe der Zeit.
Wir reden über die Resignation junger Menschen, die sich in ihre Communities zurückziehen, weil sie sich von der Gesellschaft nicht akzeptiert fühlen.
Jennifer erzählt auch von ihren Ohnmachtsgefühlen bei rassistischen Erfahrungen – sowohl ihren eigenen als auch denjenigen, die ihre Eltern machen und die sie als Kind miterlebt. Für viele Menschen ist letzteres sogar noch schmerzhafter. Wenn Jennifer darüber spricht, wird sie sehr emotional und die Tränen kommen ihr.
Besonders schlimm ist für sie die Erfahrung mit Rassismus von Menschen, die eigentlich helfen sollten, wie Polizisten, Ärzten und Lehrern.
Jennifer gibt Workshops über Rassismus für Kinder und Erwachsene und teilt ihre Erfahrungen im Podcast. In diesem Zusammenhang besprechen wir folgende Themen und Fragen:
- Wie gestaltet man Workshops über Rassismus mit Erstklässlern?
- Ab wann lernen Kinder, dass Hautfarben ein Unterscheidungsmerkmal von Menschen sind?
- Ist es okay, wenn sich schwarze Jugendliche untereinander mit dem N-Wort ansprechen?
- Haben Menschen Angst, über ihre Vorurteile zu sprechen, aus Furcht, als Rassist abgestempelt zu werden?
- Warum werden bestimmte Menschen aggressiv, wenn man sie mit Rassismus konfrontiert und fühlen sich angegriffen, wenn Betroffene über ihre Erfahrungen sprechen?
- Warum wird oft ein „wir“ gegen „die“ daraus gemacht, obwohl wir als Gesellschaft alle von Rassismus betroffen sind?
Junge Menschen haben generell Schwierigkeiten beim Erwachsenwerden mit ihrer Identitätsbildung, machen viele Unsicherheiten durch, sammeln ihre ersten Erfahrungen mit Liebesbeziehungen und beruflichen Entscheidungen. Wenn dazu noch Rassismuserfahrungen kommen, wird es zusätzlich erschwert und stürzt sie in ein Gefühlschaos. Das habe ich besonders in diesem Gespräch mit Jennifer gespürt.
Mehr Infos über Jennnifer:
Jennifer Tevi ist eine engagierte Aktivistin und Mitorganisatorin der Black Lives Matter Demonstrationen in München. Sie ist eine gefragte Expertin bei zahlreichen Podiumsdiskussionen und leitet Workshops an verschiedenen Schulen. Ihre
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Musik & Postproduktion:
Joscha Grunewald